Auto-Schweiz-Jahreskonferenz
E-Mobilität: Schweiz droht Anschluss zu verlieren
8. März 2023 agvs-upsa.ch – Die Schweizer Autoimporteure betonten an der Jahreskonferenz von Auto-Schweiz, dass die Schweiz bei den Elektrofahrzeugen gegenüber anderen Staaten zurückfalle. Zudem drohe ab 2024 ein Preisschub, falls die Befreiung der Automobilsteuer für E-Autos falle.
Andreas Burgener, Direktor von Auto-Schweiz, Marcel Guerry, Vizepräsident von Auto-Schweiz und Geschäftsführer Schweiz der Emil-Frey-Gruppe, und Donato Bochicchio, Vizepräsident von Auto-Schweiz und Managing Director von Ford Schweiz, an der Jahreskonferenz. Fotos: AGVS-Medien
jas. Eine anonyme Umfrage unter den Automobilimporteuren und Mitgliedern von Auto-Schweiz zeigt, dass sich der Anteil an Steckerfahrzeugen – also reinen Elektroautos oder Plug-in-Hybriden – unter allen neuen Personenwagen von 25,9 Prozent im Jahr 2022 bis Ende 2025 nochmals fast verdoppeln könnte. «Der Jahresauftakt 2023 ist geglückt, die Liefersituation wird nach den Schwierigkeiten der Covid-Pandemie und dem Ausbruch des Ukrainekriegs zunehmend verlässlicher. Das wirkt sich auch positiv auf die Marktanteile elektrischer Antriebe aus», erläutert Donato Bochicchio, Vizepräsident von Auto-Schweiz und Managing Director von Ford Schweiz. «So liegt etwa aktuell nach zwei Monaten die Zahl neuer Elektrolieferwagen zwei Drittel über dem Vorjahreswert.»
Schweiz nur noch Rang 9 in Europa
Gute News bezüglich möglicher CO2-Sanktionen also. Dennoch herrscht nicht nur eitel Freude an der Jahreskonferenz der Importeursvereinigung Auto-Schweiz. Denn im europäischen Vergleich der Marktanteile bei Steckerfahrzeugen ist die Schweiz 2022 auf Rang 9 abgerutscht. Und dies trotz einer Fülle an Elektromodellen. «2018 standen 60 Modelle mit Stecker in den Showrooms, heute sind es knapp 200. Die Autoindustrie hat somit ihren Teil zur CO2-Senkung beigetragen und das entsprechende Angebot geliefert», so Bochicchio weiter. Die Milliardeninvestition der Hersteller würden jedoch allein nichts bringen, es seien auch die nötigen Rahmenbedingungen nötig, um die Elektromobile auch auf die Strasse zu bringen. Hier sieht Auto-Schweiz Handlungsbedarf.
Marcel Guerry, Andreas Burgener und Donato Bochicchio (v.l.n.r.) standen Rede und Antwort.
Vierprozentige Automobilsteuer für E-Fahrzeuge?
«Die Schweiz kennt kaum flächendeckende Fördermassnahmen wie Kaufprämien, die viele unserer Nachbarländer haben», erklärt Marcel Guerry, Vizepräsident von Auto-Schweiz und Geschäftsführer Schweiz der Emil-Frey-Gruppe. Positiv aufgenommen hat Auto-Schweiz, dass der Bundesrat die Pläne, bei einer Strommangellage die private Nutzung von E-Mobilen einzuschränken, wieder gekippt hat. Genauso wie Tempo 100 auf Autobahnen. Doch es droht Ungemach für die Autohändler und Garagisten: Die Befreiung von der vierprozentigen Automobilsteuer beim Import von Stromern soll ab 2024 fallen. Das könnte zu höheren Preisen und einem Kurzschluss beim Elektrointeresse führen.
52,6 Prozent für Elektro- und Brennstoffzellen-LKW
Dies, obwohl sich bei leichten und schweren Nutzfahrzeugen gerade ein starkes Wachstum der elektrischen Antriebe anbahnt. Die Mitglieder von Auto-Schweiz schätzen, dass der Marktanteil emissionsfreier Lieferwagen von heute rund 10 Prozent bis Ende 2025 auf 23,3 Prozent steigen könnte. Auch bei den schweren Nutzfahrzeugen gehe man von ähnlichen Trends aus. «Nachhaltige Transportleistungen werden verstärkt nachgefragt werden. Das sorgt für eine entsprechende Nachfrage nach emissionsfreien Antrieben», erläutert Andreas Burgener, Direktor von Auto-Schweiz. Deshalb rechne man bei den LKW 2030 gar mit 52,6 Prozent Anteil für E- und Brennstoffzellen-LKW.
Marcel Guerry (Mitte) und Andreas Burgener (r.) stellen sich den Fragen der Journalisten.
Rahmenbedingungen müssen stimmen
Doch die Elektrifizierung sei kein Selbstläufer. Marcel Guerry dazu: «Das können die Importeure nicht allein stemmen, sondern es braucht die passenden Rahmenbedingungen. Die Politik stellt an uns Forderungen, daher ist es für uns auch an der Zeit, mit Forderungen an die Politik heranzutreten.» Auto-Schweiz will daher vom Bundesrat die Beibehaltung der Befreiung der Elektrofahrzeuge von der Automobilsteuer über 2023 hinaus. Zudem müsse die Politik eine zuverlässige Stromversorgung und attraktive Energiepreise garantieren. Es sei zudem höchste Zeit, sich um den raschen Ausbau der Ladeinfrastruktur zu kümmern, die zudem mit transparenten Preisen und einfacher Bezahlung aufwarten müsse. «Es fehlt an öffentlichen Ladestationen», so Guerry. «Die Infrastruktur kann mit dem wachsenden Bestand an Steckerfahrzeugen nicht mithalten. 2022 kamen 174'749 Steckerfahrzeuge auf 9152 Ladestationen, was einem Verhältnis von 1:19 entspricht.»
Preislich attraktive Stromversorgung wichtig
Privatkundinnen und -kunden müssten genauso überzeugt werden, auf die Elektromobilität zu setzen, wie Unternehmen mit ihren Geschäftsfahrzeugen. Daher brauche es auch entsprechende Rahmenbedingungen und Anreize, damit die ehrgeizigen Marktziele erreicht werden. Um 50 Prozent Steckerfahrzeuge bei PW zu erreichen bis 2025 sowie bei Lieferwagen ein Viertel und ein Sechstel bei Lastwagen, brauche es daher mehr öffentliche und private Ladeinfrastruktur – auch und besonders für Nutzfahrzeuge. Ebenso eine zuverlässige und preislich attraktive Stromversorgung. «Beim Treibstoff gibt es ein Pflichtlager für viereinhalb Monate. Doch wo bleiben die Stromreserven für die E-Mobile?», fragt Andreas Burgener rhetorisch. Und vor allem brauche es keinen Preisschub bei E-Fahrzeugen, wie er ohne die Befreiung von der Automobilsteuer ab 2024 käme. «Wir müssen den Kundinnen und Kunden die Angst vor der E-Mobilität nehmen. Und ihnen sagen können, wo und wie sie laden können, sonst setzt es sich nicht durch», gibt Donato Bochicchio abschliessend zu bedenken.
Donato Bochicchio (l.) erläutert Details betreffend der notwendigen Ladeinfrastruktur.
Andreas Burgener, Direktor von Auto-Schweiz, Marcel Guerry, Vizepräsident von Auto-Schweiz und Geschäftsführer Schweiz der Emil-Frey-Gruppe, und Donato Bochicchio, Vizepräsident von Auto-Schweiz und Managing Director von Ford Schweiz, an der Jahreskonferenz. Fotos: AGVS-Medien
jas. Eine anonyme Umfrage unter den Automobilimporteuren und Mitgliedern von Auto-Schweiz zeigt, dass sich der Anteil an Steckerfahrzeugen – also reinen Elektroautos oder Plug-in-Hybriden – unter allen neuen Personenwagen von 25,9 Prozent im Jahr 2022 bis Ende 2025 nochmals fast verdoppeln könnte. «Der Jahresauftakt 2023 ist geglückt, die Liefersituation wird nach den Schwierigkeiten der Covid-Pandemie und dem Ausbruch des Ukrainekriegs zunehmend verlässlicher. Das wirkt sich auch positiv auf die Marktanteile elektrischer Antriebe aus», erläutert Donato Bochicchio, Vizepräsident von Auto-Schweiz und Managing Director von Ford Schweiz. «So liegt etwa aktuell nach zwei Monaten die Zahl neuer Elektrolieferwagen zwei Drittel über dem Vorjahreswert.»
Schweiz nur noch Rang 9 in Europa
Gute News bezüglich möglicher CO2-Sanktionen also. Dennoch herrscht nicht nur eitel Freude an der Jahreskonferenz der Importeursvereinigung Auto-Schweiz. Denn im europäischen Vergleich der Marktanteile bei Steckerfahrzeugen ist die Schweiz 2022 auf Rang 9 abgerutscht. Und dies trotz einer Fülle an Elektromodellen. «2018 standen 60 Modelle mit Stecker in den Showrooms, heute sind es knapp 200. Die Autoindustrie hat somit ihren Teil zur CO2-Senkung beigetragen und das entsprechende Angebot geliefert», so Bochicchio weiter. Die Milliardeninvestition der Hersteller würden jedoch allein nichts bringen, es seien auch die nötigen Rahmenbedingungen nötig, um die Elektromobile auch auf die Strasse zu bringen. Hier sieht Auto-Schweiz Handlungsbedarf.
Marcel Guerry, Andreas Burgener und Donato Bochicchio (v.l.n.r.) standen Rede und Antwort.
Vierprozentige Automobilsteuer für E-Fahrzeuge?
«Die Schweiz kennt kaum flächendeckende Fördermassnahmen wie Kaufprämien, die viele unserer Nachbarländer haben», erklärt Marcel Guerry, Vizepräsident von Auto-Schweiz und Geschäftsführer Schweiz der Emil-Frey-Gruppe. Positiv aufgenommen hat Auto-Schweiz, dass der Bundesrat die Pläne, bei einer Strommangellage die private Nutzung von E-Mobilen einzuschränken, wieder gekippt hat. Genauso wie Tempo 100 auf Autobahnen. Doch es droht Ungemach für die Autohändler und Garagisten: Die Befreiung von der vierprozentigen Automobilsteuer beim Import von Stromern soll ab 2024 fallen. Das könnte zu höheren Preisen und einem Kurzschluss beim Elektrointeresse führen.
52,6 Prozent für Elektro- und Brennstoffzellen-LKW
Dies, obwohl sich bei leichten und schweren Nutzfahrzeugen gerade ein starkes Wachstum der elektrischen Antriebe anbahnt. Die Mitglieder von Auto-Schweiz schätzen, dass der Marktanteil emissionsfreier Lieferwagen von heute rund 10 Prozent bis Ende 2025 auf 23,3 Prozent steigen könnte. Auch bei den schweren Nutzfahrzeugen gehe man von ähnlichen Trends aus. «Nachhaltige Transportleistungen werden verstärkt nachgefragt werden. Das sorgt für eine entsprechende Nachfrage nach emissionsfreien Antrieben», erläutert Andreas Burgener, Direktor von Auto-Schweiz. Deshalb rechne man bei den LKW 2030 gar mit 52,6 Prozent Anteil für E- und Brennstoffzellen-LKW.
Marcel Guerry (Mitte) und Andreas Burgener (r.) stellen sich den Fragen der Journalisten.
Rahmenbedingungen müssen stimmen
Doch die Elektrifizierung sei kein Selbstläufer. Marcel Guerry dazu: «Das können die Importeure nicht allein stemmen, sondern es braucht die passenden Rahmenbedingungen. Die Politik stellt an uns Forderungen, daher ist es für uns auch an der Zeit, mit Forderungen an die Politik heranzutreten.» Auto-Schweiz will daher vom Bundesrat die Beibehaltung der Befreiung der Elektrofahrzeuge von der Automobilsteuer über 2023 hinaus. Zudem müsse die Politik eine zuverlässige Stromversorgung und attraktive Energiepreise garantieren. Es sei zudem höchste Zeit, sich um den raschen Ausbau der Ladeinfrastruktur zu kümmern, die zudem mit transparenten Preisen und einfacher Bezahlung aufwarten müsse. «Es fehlt an öffentlichen Ladestationen», so Guerry. «Die Infrastruktur kann mit dem wachsenden Bestand an Steckerfahrzeugen nicht mithalten. 2022 kamen 174'749 Steckerfahrzeuge auf 9152 Ladestationen, was einem Verhältnis von 1:19 entspricht.»
Preislich attraktive Stromversorgung wichtig
Privatkundinnen und -kunden müssten genauso überzeugt werden, auf die Elektromobilität zu setzen, wie Unternehmen mit ihren Geschäftsfahrzeugen. Daher brauche es auch entsprechende Rahmenbedingungen und Anreize, damit die ehrgeizigen Marktziele erreicht werden. Um 50 Prozent Steckerfahrzeuge bei PW zu erreichen bis 2025 sowie bei Lieferwagen ein Viertel und ein Sechstel bei Lastwagen, brauche es daher mehr öffentliche und private Ladeinfrastruktur – auch und besonders für Nutzfahrzeuge. Ebenso eine zuverlässige und preislich attraktive Stromversorgung. «Beim Treibstoff gibt es ein Pflichtlager für viereinhalb Monate. Doch wo bleiben die Stromreserven für die E-Mobile?», fragt Andreas Burgener rhetorisch. Und vor allem brauche es keinen Preisschub bei E-Fahrzeugen, wie er ohne die Befreiung von der Automobilsteuer ab 2024 käme. «Wir müssen den Kundinnen und Kunden die Angst vor der E-Mobilität nehmen. Und ihnen sagen können, wo und wie sie laden können, sonst setzt es sich nicht durch», gibt Donato Bochicchio abschliessend zu bedenken.
Donato Bochicchio (l.) erläutert Details betreffend der notwendigen Ladeinfrastruktur.