Mobilitätsforscher Sauter-Servaes
«Das Auto wird sogar an Attraktivität gewinnen»
27. September 2021 agvs-upsa.ch – Spannende Persönlichkeiten aus der Autobranche berichten über Aktualität und Strategien. Der Garagist wird als Mobilitätsberater gefragter denn je sein und das Auto wird nichts von seiner Magie einbüssen. Das sagt Mobilitätsforscher Thomas Sauter-Servaes, der den Studiengang «Verkehrssysteme» an der School of Engineering der ZHAW leitet.
Foto: ZHAW/Sauter-Servaes
Skizzieren Sie uns bitte den Alltag eines Garagisten im Jahr 2030. Wovon muss er sich verabschieden und was kommt neu auf ihn zu?
Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher: Leider habe auch ich keine Glaskugel, die das Jahr 2030 in all seinen Facetten aufzeigt. Sicher erscheint jedoch, dass Fahrassistenten und Elektroantrieb die zukünftige Automobilität prägen werden – und damit in wesentlichen Bereichen des Aftersalesgeschäfts die Umsätze sinken. Gleichzeitig entstehen neue Geschäftsfelder: Wenn sich insbesondere das urban eingesetzte Auto vom Besitzauto zum temporär genutzten Fahrzeug wandelt, entfallen viele vom Besitzer bislang selbst durchgeführte Pflege- und Wartungsleistungen. Zugleich steigt der Anspruch an den Zustand des gemieteten Mobils in der Convenience-Gesellschaft. Letztlich wird auch in Zukunft essenziell sein, was schon heute zählt: Es geht um Vertrauen und persönliche Kompetenz. Der Wandel in der Mobilitätswelt führt zu erheblichen Verunsicherungen bei den Kunden und schreit geradezu nach unabhängiger Beratung und individuellen Paketen.
Das bedeutet, den Garagisten braucht es auch in Zukunft noch?
Nennen Sie mir eine Branche, die nicht durch die aktuellen Megatrends gezwungen ist, sich langfristig neu zu erfinden. Allein die rasant wachsenden digitalen Möglichkeiten und die unerlässlichen Treibhausgasreduktionen werden deutliche Veränderungen in unserem Konsumverhalten bewirken. Diesen Veränderungsdruck bekommen sicherlich auch die Garagisten zu spüren. Ich kann mir dabei aber durchaus Entwicklungspfade vorstellen, die letztlich die Position der Garagisten sogar verbessern. Wer zu Henry Fords Zeiten weiter daraufgesetzt hat, schnellere Pferde zu züchten, wurde von der Zukunft brutal bestraft. Daraus sollte man die entsprechenden Schlüsse ziehen.
Welche Unterstützung darf der Garagist seitens Autohersteller erwarten?
In einem immer stärker datengestützten Markt werden die OEM sicherlich versuchen, ihre engere Kundenbindung zu nutzen und ihre Stücke vom Kuchen zu vergrössern. Das Prinzip Hoffnung erscheint mir daher keine Alternative für die Garagisten. Aber auch die OEM sind auf der Suche nach ihrer Rolle in der Mobilitätswelt 2030+. Wer jetzt pfiffige alltagsnahe Ideen entwickelt, wie der automobile Baustein für die Generationen Y, Z und nachfolgende aussehen könnte und dabei keine Kooperationen scheut, der könnte auf viele offene Ohren treffen.
Weshalb wird das Auto auch in Zukunft attraktiv bleiben?
Das Auto wird sogar an Attraktivität gewinnen. Schon heute ist das Auto der maximale Komplexitätsreduzierer in unserem Alltag. Durch die Digitalisierung wird die Funktionalität und Individualisierbarkeit noch einmal deutlich gesteigert. Hersteller erhalten über die immer grösser werdenden Displays einen direkten Kontakt zum tatsächlichen Nutzer. Diese Schnittstelle lässt sich für innovative Zusatzdienstleistungen und Überraschungsmomente nutzen. Es wird aber auch einfacher, ein Auto mit anderen zu teilen. Und mit dem E-Antrieb verbessert sich die gefühlte Nachhaltigkeit der eigenen Mobilität signifikant. Geschickt eingesetzt lassen sich diese Elemente nutzen, um die Magie des Automobils noch weiter zu steigern.
Bisherige Artikel der Serie Boxenstopp:
Foto: ZHAW/Sauter-Servaes
Skizzieren Sie uns bitte den Alltag eines Garagisten im Jahr 2030. Wovon muss er sich verabschieden und was kommt neu auf ihn zu?
Thomas Sauter-Servaes, Mobilitätsforscher: Leider habe auch ich keine Glaskugel, die das Jahr 2030 in all seinen Facetten aufzeigt. Sicher erscheint jedoch, dass Fahrassistenten und Elektroantrieb die zukünftige Automobilität prägen werden – und damit in wesentlichen Bereichen des Aftersalesgeschäfts die Umsätze sinken. Gleichzeitig entstehen neue Geschäftsfelder: Wenn sich insbesondere das urban eingesetzte Auto vom Besitzauto zum temporär genutzten Fahrzeug wandelt, entfallen viele vom Besitzer bislang selbst durchgeführte Pflege- und Wartungsleistungen. Zugleich steigt der Anspruch an den Zustand des gemieteten Mobils in der Convenience-Gesellschaft. Letztlich wird auch in Zukunft essenziell sein, was schon heute zählt: Es geht um Vertrauen und persönliche Kompetenz. Der Wandel in der Mobilitätswelt führt zu erheblichen Verunsicherungen bei den Kunden und schreit geradezu nach unabhängiger Beratung und individuellen Paketen.
Das bedeutet, den Garagisten braucht es auch in Zukunft noch?
Nennen Sie mir eine Branche, die nicht durch die aktuellen Megatrends gezwungen ist, sich langfristig neu zu erfinden. Allein die rasant wachsenden digitalen Möglichkeiten und die unerlässlichen Treibhausgasreduktionen werden deutliche Veränderungen in unserem Konsumverhalten bewirken. Diesen Veränderungsdruck bekommen sicherlich auch die Garagisten zu spüren. Ich kann mir dabei aber durchaus Entwicklungspfade vorstellen, die letztlich die Position der Garagisten sogar verbessern. Wer zu Henry Fords Zeiten weiter daraufgesetzt hat, schnellere Pferde zu züchten, wurde von der Zukunft brutal bestraft. Daraus sollte man die entsprechenden Schlüsse ziehen.
Welche Unterstützung darf der Garagist seitens Autohersteller erwarten?
In einem immer stärker datengestützten Markt werden die OEM sicherlich versuchen, ihre engere Kundenbindung zu nutzen und ihre Stücke vom Kuchen zu vergrössern. Das Prinzip Hoffnung erscheint mir daher keine Alternative für die Garagisten. Aber auch die OEM sind auf der Suche nach ihrer Rolle in der Mobilitätswelt 2030+. Wer jetzt pfiffige alltagsnahe Ideen entwickelt, wie der automobile Baustein für die Generationen Y, Z und nachfolgende aussehen könnte und dabei keine Kooperationen scheut, der könnte auf viele offene Ohren treffen.
Weshalb wird das Auto auch in Zukunft attraktiv bleiben?
Das Auto wird sogar an Attraktivität gewinnen. Schon heute ist das Auto der maximale Komplexitätsreduzierer in unserem Alltag. Durch die Digitalisierung wird die Funktionalität und Individualisierbarkeit noch einmal deutlich gesteigert. Hersteller erhalten über die immer grösser werdenden Displays einen direkten Kontakt zum tatsächlichen Nutzer. Diese Schnittstelle lässt sich für innovative Zusatzdienstleistungen und Überraschungsmomente nutzen. Es wird aber auch einfacher, ein Auto mit anderen zu teilen. Und mit dem E-Antrieb verbessert sich die gefühlte Nachhaltigkeit der eigenen Mobilität signifikant. Geschickt eingesetzt lassen sich diese Elemente nutzen, um die Magie des Automobils noch weiter zu steigern.
Bisherige Artikel der Serie Boxenstopp:
- Sandro Piffaretti, VR-Präsident SAG
- Léa Miggiano, Co-Gründerin Carvolution
- Reto Cavegn, ehemaliger Geschäftsführer TCS Sektion Zürich
- Frank Ammann, Geschäftsführer Kumschick Sports Cars AG
- Thomas Ingenlath, CEO Polestar
- Thomas Schäfer, Vorstandsvorsitzender von Skoda
- Volker Wistorf, Leiter Anwendungstechnik bei der André Koch AG
- Thomas Rücker, Managing Director Iveco (Schweiz) AG
- Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender BMW AG
- Arnd Franz, Europachef LKQ
- Jvan Hutter, Leiter Business Management / Controlling Figas
- Michael Jost, bis April 2021 Chief Strategy Officer Volkswagen
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