Illien an «Autotechnik Days» 2022
Leistung aus Leidenschaft
8. März 2022 agvs-upsa.ch – Motorenzauberer, PS-Hexer, Super-Mario: Mario Illien hat schon viele Spitznamen erhalten. Der 72-jährige Churer gehört zur Crème de la Crème, wenn es um die Konstruktion von starken Motoren geht – und das bereits seit Jahrzehnten.
Mario Illien wird wie am «Tag der Schweizer Garagisten» 2018 auch bei den «Autotechnik Days» vom 12. bis 14. Mai 2022 in Luzern interessante Einblicke in sein Schaffen bieten. Foto: AGVS-Medien
dsc. «Ich war schon als kleiner Bub interessiert an Autos und Motoren», sagt Mario Illien, und die Leidenschaft ist ihm anzusehen. Der prominente Motorenkonstrukteur ist längst weit über die Branche hinaus bekannt, wurde besonders durch sein Engagement in der Formel 1 zu einer weltberühmten Persönlichkeit. Anzumerken ist dem Bündner das nicht. Wenn der heute 72-jährige über seinen Werdegang spricht, öffnet sich zwar sein fokussierter Blick ein wenig. Doch pathetisch wird er deswegen nicht.
Umso überschwänglicher wurde er in den letzten Jahrzehnten von der Presse gefeiert. Motorenzauberer, PS-Hexer, Super-Mario: Die Beinamen, die Illien im Lauf der Zeit bekam, stehen sinnbildlich für seinen Erfolg. Angefangen hat dabei alles ganz bescheiden. Geboren und aufgewachsen ist Illien in Chur. Nach der Schule entschied er sich für eine Lehre als Maschinenzeichner, obwohl er sich schon damals besonders für den Rennsport interessierte. «In Chur gab es damals aber keine Möglichkeiten in diesem Bereich.» Die Lehre absolvierte er bei der Ems-Chemie, danach startete er Anfang 1970er Jahre das Maschinenbau-Technikum in Biel.
Paul Morgan (links) und Mario Illien, die Gründer von Ilmor Engineering und Entwickler der legendären Indycar-Motoren, 1988 im Gespräch am Rande einer US-Rennstrecke. Foto: Shutterstock
Noch während der Studienzeit begann Illien, als Mechaniker für den schwedischen Grand-Prix-Piloten Joakim Bonnier zu arbeiten. Bereits in dieser Zeit entwickelte der Büdner seinen ersten Motor – und zwar gleich ein Rennmotor für die Formel 2. Das Wissen dazu hat er sich autodidaktisch beigebracht: «Ich hatte viel gelesen über Motoren und hatte die Möglichkeit, andere Motoren anzuschauen», erklärt er bescheiden. «Doch vieles war auch intuitiv.» Das Konstruieren von Motoren liegt Illien einfach im Blut: «Schon bevor ich mit den Zeichnungen anfange, weiss ich ganz genau, wie der Motor aussehen wird.»
Nach Abschluss des Studiums 1976 liess sich Illien bei der Mowag in Kreuzlingen anstellen – schliesslich musste auch Geld verdient werden. Dort war er an der Entwicklung von Dieselmotoren für Panzerfahrzeuge beteiligt, und auch privat zeigte sich sein Ingenieursgeist immer wieder. So konstruierte er etwa 1976 eine Solaranlage für das elterliche Haus. «Ich fragte meinen Vater, ob ich eine Solaranlage für unser Haus bauen dürfe. Und ob er sie finanziere».
Drei Jahre später dann der grosse Schritt: Illien wechselte 1979 zu Cosworth im englischen Northampton, wo er unter anderem den Turbomotor für den legendären Cosworth Sierra entwickelte. Wichtiger noch: Dort lernte er Paul Morgan kennen, mit dem er 1984 die Firma Ilmor gründete – bis heute ein grosser Name im Rennsport. Die Erfolge folgten auf dem Fusse: Finanziert vom US-Rennstallbesitzer Roger Penske wurde der Ilmor-Chevrolet-Motor für die amerikanische Rennserie IndyCar entwickelt, der zwischen 1987 und 1993 insgesamt 86 Rennsiege, sechs Erfolge bei der Indianapolis 500 sowie fünf IndyCar-Meistertitel einfuhr.
Doch Ilmor strebte nach mehr. «1989 haben wir Penske gesagt, dass wir Formel 1 machen wollen», erzählt Illien. «Er war einverstanden und hat uns dabei unterstützt.» Der Einstieg in die Königsklasse war ein Paukenschlag, der Ilmor-Motor wurde ab 1991 von gleich vier Teams eingesetzt, darunter auch vom Schweizer Rennstall Sauber. «Wir haben Zehnzylindermotoren gebaut, die mit bis 19’600 Umdrehungen liefen mit einer Literleistung von 330 PS», erinnert sich Illien schmunzelnd. «Das waren Handgranaten: ein Einsatz und fertig.»
1993 beteiligte sich Mercedes-Benz bei Ilmor – für Illien die Möglichkeit, mit seinen Motoren um den Weltmeistertitel zu kämpfen, was 1998 und 1999 mit Mika Häkkinen am Steuer auch gelang. «Wie ein Traum, der in Erfüllung geht», umschrieb es der Churer damals. Doch Mercedes weitete seinen Einfluss bei Ilmor weiter aus, was letztlich in der kompletten Übernahme durch die Stuttgarter im Jahr 2005 endete. Immerhin konnte Illien die von ihm gegründete «Special Projects Group» inklusive der Namensrechte an Ilmor herauslösen und abermals mit Ilmor Engineering durchstarten.
Schon mehrmals nahm Illien mit einem Citroën 11B von 1955 an der Oldtimer-Rallye Peking – Paris teil. Foto: Shutterstock
Mit dieser Firma ist der Bündner nach wie vor eine grosse Nummer im Rennsport. Inzwischen widmet sich der «Motorenpapst» aber auch einer neuen Leidenschaft – den Oldtimern. Die Faszination dafür begann bei seiner ersten Oldtimer-Rally, der legendären Peking to Paris. Die 14’500 Kilometer lange Strecke fuhr Illien in 36 Tagen gemeinsam mit einer seiner beiden Töchtern in einem Citroën Traction Avant. Weitere Rallyes in Afrika, Südamerika, Singapur oder Mandalay kamen hinzu. Derzeit baut Illien einen Ford Escort RS auf, den er für seine dritte Teilnahme an der Peking to Paris einsetzen will, die auf 2023 verschoben wurde.
Pläne gibt es also noch viele, im Privaten wie im Geschäftlichen – denn an einen Ruhestand denkt der 72-jährige noch lange nicht. «Ich habe noch viele Projekte, die ich erledigen muss», sagt Illien. «Die IndyCar läuft weiter, jetzt wieder mit Chevrolet. Und wir machen ja auch noch Rallye-Motoren.» Ja, und sonst noch was? «Ach ja, Schiffsmotoren. Wir bauen im Jahr etwa 3500 Motoren für Boote. Die entwickeln wir natürlich auch.»
Mario Illien wird wie am «Tag der Schweizer Garagisten» 2018 auch bei den «Autotechnik Days» vom 12. bis 14. Mai 2022 in Luzern interessante Einblicke in sein Schaffen bieten. Foto: AGVS-Medien
dsc. «Ich war schon als kleiner Bub interessiert an Autos und Motoren», sagt Mario Illien, und die Leidenschaft ist ihm anzusehen. Der prominente Motorenkonstrukteur ist längst weit über die Branche hinaus bekannt, wurde besonders durch sein Engagement in der Formel 1 zu einer weltberühmten Persönlichkeit. Anzumerken ist dem Bündner das nicht. Wenn der heute 72-jährige über seinen Werdegang spricht, öffnet sich zwar sein fokussierter Blick ein wenig. Doch pathetisch wird er deswegen nicht.
Umso überschwänglicher wurde er in den letzten Jahrzehnten von der Presse gefeiert. Motorenzauberer, PS-Hexer, Super-Mario: Die Beinamen, die Illien im Lauf der Zeit bekam, stehen sinnbildlich für seinen Erfolg. Angefangen hat dabei alles ganz bescheiden. Geboren und aufgewachsen ist Illien in Chur. Nach der Schule entschied er sich für eine Lehre als Maschinenzeichner, obwohl er sich schon damals besonders für den Rennsport interessierte. «In Chur gab es damals aber keine Möglichkeiten in diesem Bereich.» Die Lehre absolvierte er bei der Ems-Chemie, danach startete er Anfang 1970er Jahre das Maschinenbau-Technikum in Biel.
Paul Morgan (links) und Mario Illien, die Gründer von Ilmor Engineering und Entwickler der legendären Indycar-Motoren, 1988 im Gespräch am Rande einer US-Rennstrecke. Foto: Shutterstock
Noch während der Studienzeit begann Illien, als Mechaniker für den schwedischen Grand-Prix-Piloten Joakim Bonnier zu arbeiten. Bereits in dieser Zeit entwickelte der Büdner seinen ersten Motor – und zwar gleich ein Rennmotor für die Formel 2. Das Wissen dazu hat er sich autodidaktisch beigebracht: «Ich hatte viel gelesen über Motoren und hatte die Möglichkeit, andere Motoren anzuschauen», erklärt er bescheiden. «Doch vieles war auch intuitiv.» Das Konstruieren von Motoren liegt Illien einfach im Blut: «Schon bevor ich mit den Zeichnungen anfange, weiss ich ganz genau, wie der Motor aussehen wird.»
Nach Abschluss des Studiums 1976 liess sich Illien bei der Mowag in Kreuzlingen anstellen – schliesslich musste auch Geld verdient werden. Dort war er an der Entwicklung von Dieselmotoren für Panzerfahrzeuge beteiligt, und auch privat zeigte sich sein Ingenieursgeist immer wieder. So konstruierte er etwa 1976 eine Solaranlage für das elterliche Haus. «Ich fragte meinen Vater, ob ich eine Solaranlage für unser Haus bauen dürfe. Und ob er sie finanziere».
Mario Illien gehört zu den Gästen der «Autotechnik Days» 2022 in Luzern – jetzt dafür anmelden!
Drei Jahre später dann der grosse Schritt: Illien wechselte 1979 zu Cosworth im englischen Northampton, wo er unter anderem den Turbomotor für den legendären Cosworth Sierra entwickelte. Wichtiger noch: Dort lernte er Paul Morgan kennen, mit dem er 1984 die Firma Ilmor gründete – bis heute ein grosser Name im Rennsport. Die Erfolge folgten auf dem Fusse: Finanziert vom US-Rennstallbesitzer Roger Penske wurde der Ilmor-Chevrolet-Motor für die amerikanische Rennserie IndyCar entwickelt, der zwischen 1987 und 1993 insgesamt 86 Rennsiege, sechs Erfolge bei der Indianapolis 500 sowie fünf IndyCar-Meistertitel einfuhr.
Doch Ilmor strebte nach mehr. «1989 haben wir Penske gesagt, dass wir Formel 1 machen wollen», erzählt Illien. «Er war einverstanden und hat uns dabei unterstützt.» Der Einstieg in die Königsklasse war ein Paukenschlag, der Ilmor-Motor wurde ab 1991 von gleich vier Teams eingesetzt, darunter auch vom Schweizer Rennstall Sauber. «Wir haben Zehnzylindermotoren gebaut, die mit bis 19’600 Umdrehungen liefen mit einer Literleistung von 330 PS», erinnert sich Illien schmunzelnd. «Das waren Handgranaten: ein Einsatz und fertig.»
1993 beteiligte sich Mercedes-Benz bei Ilmor – für Illien die Möglichkeit, mit seinen Motoren um den Weltmeistertitel zu kämpfen, was 1998 und 1999 mit Mika Häkkinen am Steuer auch gelang. «Wie ein Traum, der in Erfüllung geht», umschrieb es der Churer damals. Doch Mercedes weitete seinen Einfluss bei Ilmor weiter aus, was letztlich in der kompletten Übernahme durch die Stuttgarter im Jahr 2005 endete. Immerhin konnte Illien die von ihm gegründete «Special Projects Group» inklusive der Namensrechte an Ilmor herauslösen und abermals mit Ilmor Engineering durchstarten.
Schon mehrmals nahm Illien mit einem Citroën 11B von 1955 an der Oldtimer-Rallye Peking – Paris teil. Foto: Shutterstock
Mit dieser Firma ist der Bündner nach wie vor eine grosse Nummer im Rennsport. Inzwischen widmet sich der «Motorenpapst» aber auch einer neuen Leidenschaft – den Oldtimern. Die Faszination dafür begann bei seiner ersten Oldtimer-Rally, der legendären Peking to Paris. Die 14’500 Kilometer lange Strecke fuhr Illien in 36 Tagen gemeinsam mit einer seiner beiden Töchtern in einem Citroën Traction Avant. Weitere Rallyes in Afrika, Südamerika, Singapur oder Mandalay kamen hinzu. Derzeit baut Illien einen Ford Escort RS auf, den er für seine dritte Teilnahme an der Peking to Paris einsetzen will, die auf 2023 verschoben wurde.
Pläne gibt es also noch viele, im Privaten wie im Geschäftlichen – denn an einen Ruhestand denkt der 72-jährige noch lange nicht. «Ich habe noch viele Projekte, die ich erledigen muss», sagt Illien. «Die IndyCar läuft weiter, jetzt wieder mit Chevrolet. Und wir machen ja auch noch Rallye-Motoren.» Ja, und sonst noch was? «Ach ja, Schiffsmotoren. Wir bauen im Jahr etwa 3500 Motoren für Boote. Die entwickeln wir natürlich auch.»
«Autotechnik Days» 2022: neu im Mai statt bereits im März
Vom 3. bis 5. März 2022 hätte die zweite Austragung der «Autotechnik Days» in der Messe Luzern über die Bühne gehen sollen, doch die Hostettler Autotechnik AG entschloss sich die Fachmesse in den Mai zu verschieben, um den interessierten Garagisten das ganze Erlebnis samt geselligem Beisammensein bieten zu können und nicht nur eine abgespeckte Variante. Der Event wird jetzt neu nach der grossen Reifenwechselzeit vom 12. bis 14. Mai 2022 stattfinden und ist ein Forum mit einem breiten Mix aus Themen und Informationsformaten aus dem Aftermarket. Auch Mario Illien wird als einer der Stargäste an den «Autotechnik Days» vertreten sein, weitere Details zu den Podiumsdiskussionen, Fachvorträgen und zum Event in Luzern selbst, finden sich im Laufe des März unter: https://autotechnikdays.ch
Vom 3. bis 5. März 2022 hätte die zweite Austragung der «Autotechnik Days» in der Messe Luzern über die Bühne gehen sollen, doch die Hostettler Autotechnik AG entschloss sich die Fachmesse in den Mai zu verschieben, um den interessierten Garagisten das ganze Erlebnis samt geselligem Beisammensein bieten zu können und nicht nur eine abgespeckte Variante. Der Event wird jetzt neu nach der grossen Reifenwechselzeit vom 12. bis 14. Mai 2022 stattfinden und ist ein Forum mit einem breiten Mix aus Themen und Informationsformaten aus dem Aftermarket. Auch Mario Illien wird als einer der Stargäste an den «Autotechnik Days» vertreten sein, weitere Details zu den Podiumsdiskussionen, Fachvorträgen und zum Event in Luzern selbst, finden sich im Laufe des März unter: https://autotechnikdays.ch
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