Gut abgestimmt in die Zukunft

Doppelinterview mit KW Schweiz

Gut abgestimmt in die Zukunft

13. Januar 2025 agvs-upsa.ch – Kurz vor dem Jahreswechsel erfolgte bei KW Schweiz die Stabübergabe von Peter Banz an Maurice Schindler. Im Doppelinterview blickt der 65-jährige langjährige Geschäftsführer zurück und sein 28-jähriger Nachfolger auf das Marketing der Zukunft und Chancen für Garagen. Timothy Pfannkuchen


«Das Kundenvertrauen in KW Schweiz bleibt das höchste Gut.» Peter Banz (65), bisheriger Geschäftsführer, KW Automotive (Schweiz) AG. 
 Fotos: AGVS-Medien

Peter Banz, mit welchem Auto fahren Sie als Pensionär in Rich­tung Sonnenuntergang?
Peter Banz: (Lacht.) Mit dem Porsche G-Modell, also dem 911 er der 1970er- und 1980er-Jahre. Aber ich fahre nicht in den Sonnenunter­gang – ich fahre in den Sonnenaufgang! Denn jetzt habe ich mehr Zeit für private Projekte, und ganz weg fahre ich ja noch nicht: Ich bleibe in einem 20-Prozent-Pensum bis Mitte 2025 bei KW Schweiz.

Auf die Frage «Seit wann sind Sie bei KW?» antworteten Sie für gewöhnlich «Seit immer!». Wie schwer fiel es Ihnen, nach 23 Jahren als Geschäftsführer von KW Schweiz Ihr Amt abzugeben?
Ich habe mir bereits vor fünf Jahren Gedanken dazu gemacht. Maurice Schindler war da bereits bei uns, aber meine Nachfolge noch offen. Ich habe das früh bei den Verantwortlichen in Deutschland angespro­chen, vor zwei Jahren wurde es konkreter. Es gab Gespräche mit exter­nen Kandidaten, die auf mich zugekommen waren, doch letztlich hat es nicht gepasst. Maurice hat Interesse signalisiert und mit den KW-Inhabern Klaus und Jürgen Wohlfarth gesprochen. Gleichzeitig haben wir das Team in Rotkreuz in den Entscheidungsprozess involviert. Unser oberstes Ziel war es, Stabilität und Kontinuität zu gewährleis­ten. Ich bin überzeugt, dass uns dies mit der neuen Aufgabenteilung im verjüngten Führungsteam gelingt. Mehr noch: Ich bin sicher, dass das aktuelle, breit abgestützte Team von KW Schweiz neben der ge­wohnt hohen Qualität und Konstanz auch frischen Wind bringen und den einen oder andern neuen Akzent setzen wird.

Ihr Weg mit KW begann ja bereits weit früher. Ein kurzer Rückblick, bitte.
Im Jahr 1995 habe ich an der Essen Motor Show am Stand von KW Tuning – so der damalige Name – neben Lenk­rädern und anderem Zubehör ein Gewindefahr­werk entdeckt. Klaus Wohlfarth kam auf mich zu und fragte: «Welches Lenkrad wollen Sie?» Schnell war aber klar: Ich inter­essierte mich für seine neuen Gewindefahrwerke. Damals wa ren Gewindefahr­werke fast nur im Motorsport bekannt und das Angebot an Gewindefahrwerken für die Strasse war sehr gering. Ich sah in diesem neuen Produkt Potenzial und habe Klaus gesagt, dass ich diese Fahrwerke in der Schweiz ver­treiben möchte. Dann ging alles ganz schnell: Im Jahr darauf war die Schweiz das erste KW-Fahrwerks-Importland. Ich war damals Ver­kaufsleiter bei Delta Motor und durfte erleben, dass der Markt regel­recht auf KW-Gewindefahrwerke gewartet hatte: Die Passion und der Pioniergeist der Gebrüder Wohlfarth waren einzigartig. 2001 konnte ich die erste KW-Auslandsniederlassung gründen. Der Rest ist Ge­schichte. Das alles mitzugestalten, inspirierenden Menschen zu begeg­nen und zu erleben, wie KW sich zum 1400 Mitarbeitende- Unternehmen entwickelt, war ein Privileg.


«An engagierten Garagen als Partner sind wir immer interessiert.» Maurice Schindler (28), neuer Geschäftsführer, KW Automotive (Schweiz) AG. Bei KW Automotive Schweiz übergibt Peter Banz an Nachfolger Maurice Schindler. Zum Doppelinterview kamen der bisherige und der neue Geschäftsführer in die Räume der AGVS-Medien. 

Was hat sich besonders stark verändert in dieser Zeit?
Die Vielfalt ist gewachsen. Früher gab es vielleicht zwei Fahrwerksanwendungen pro Automodell, heute sind es Dutzende. Die Technik und die Adaption auf die Fahrzeuge ist aufwendiger. Viele Wettbewerber haben keinen Markt mehr gesehen, aber KW hat sich auf den Fahrwerksmarkt fokussiert. Serien­fahrwerke sind heute viel besser als früher, deshalb braucht es heute ein umfassendes Knowhow mit einer grossen Abteilung an Fahr­werksingenieuren. Der KW-Leitspruch lautet «Für jeden Anspruch das richtige Fahrwerk». Komfortabler, straffer, höher, tiefer, Neuwagen, Oldtimer, Strasse, Rennstrecke – für alle Kunden eine individuelle Lö­sung. Heute sind wir zudem in der Erstausrüstung und im Motorsport weltweit sehr erfolgreich unterwegs.
 
KW Schweiz war der Pionier
In der Schweiz entstand 2001 die erste KW-Auslandsniederlassung. Von Rotkreuz ZG aus bietet die KW Automotive (Schweiz) AG mit ihren über 120 Einbaupartnern unter anderem Gewinde-, Rennsport- sowie Classic- Fahrwerke an. Peter Banz (3.v.l., seit 2001) war bis Dezember 2024 Geschäftsführer. Dieses Amt hat nun Maurice Schindler (4.v.l., seit 2018, Marketing/Vertrieb) inne. Das Team mit neuer Aufgabenverteilung: 1.v. l. Priska Bichsel (seit 2022, Buchhaltung), 2.v. l. Bruno Mehr (seit 2004, Verkauf-Innendienst), 5.v.l. Dominic Romagna (seit 2023, Logistik/Ver­kauf-Innendienst) und 6.v. l. Benno Wigger (seit 2002, Leiter Innendienst).
Lagen Sie als Geschäftsführer auch mal völlig falsch?
Natürlich. Ich habe mich mit Händen und Füssen gewehrt, als Wei­tec zu ST Suspensions umfirmiert wurde. (Lacht.) Danach habe ich gelernt: Den Kundinnen und Kunden war das egal, solange wir da­hinterstanden. Unser Team besteht seit vielen Jahren aus denselben Mitarbeitenden. Die beiden Fahrwerksprofis Benno Wigger und Bruno Mehr sind seit über 20 Jahren dabei. Unsere Kundinnen und Kunden sind entscheidend für unseren Geschäftserfolg. Das Kundenvertrauen in KW Schweiz bleibt das höchste Gut.

Sie bleiben KW Schweiz bis Mitte 2025 in einem 20-Prozent-Pen­sum erhalten. Was tun Sie in Rotkreuz?
Ich habe noch viele Ideen und freue mich, mein Team in die Zukunft zu begleiten. Einmal pro Woche werde ich sie im Tagesgeschäft unter­stützen und stehe Maurice zur Seite – wenn er das denn will. (Lacht.)


Maurice Schindler ist seit 2018 bei KW Schweiz und seit Januar 2025 der neue Geschäftsführer. Peter Banz führte von 2001 bis Ende 2024 die erste Auslandsniederlassung von KW in Rotkreuz ZG. Foto: KW Schweiz

Maurice Schindler, können Sie wie der gelernte «Automech» Peter Banz ein Fahrwerk montieren?
Maurice Schindler: (Lacht.) Ja! Seit ich bei KW arbeite, habe ich schon einige KW-Fahr­werke in meiner privaten Werkstatt montiert. Wir sind alle vom Fach und kennen daher auch al le Tricks und Kniffe, die bei der Montage zu beach­ten sind.

Was qualifiziert Sie zum Geschäftsführer? Die Fussspuren von Peter Banz sind nicht klein.
Ja, es sind grosse Schuhe, solch eine Chance bekommt man nur einmal. Aber ich fühle mich bereit! Meine Lehre habe ich bei einer Citroën-Ga­rage in Zug abgeschlossen, danach folgten Diplome als Sachbearbeiter Marketing und Verkauf und Eidg. dipl. Marketingfachmann. Peter traf ich vor neun Jahren, weil ich damals Videos für den Drift-Rennfahrer Yves Meyer gedreht habe. Yves sagte mir, Peter habe eine Stelle offen. Ich bin in Vertrieb und Logistik eingestiegen und wollte bald mehr Verantwortung. Peter hat mich in den letzten Jahren umfassend und ausführlich in alle Abläufe involviert. Das ganze letzte Jahr über sagte Peter, wenn Entscheidungen anstanden: «Wenn du das entscheiden willst, entscheide das – aber dann musst du den Kopf hinhalten.» So bin ich hineingewachsen.

Was behalten Sie bei KW Schweiz bei – und was wird anders?
Wir haben eine neue Aufgabenverteilung, aber werfen nicht alles über den Haufen. Peter würde jetzt sagen: «Ruhe im Stall bewahren!» (Lacht.) Für Pa r tner und Kundinnen und Kun­den ändert sich nichts, die Konstanz und Qualität und die Ansprech­partnerin­nen und -partner bleiben. Natürl ich plane ich Verän­derungen, etwa mit Ablauf­optimierungen in der Kommunikation. Mir ist sehr wichtig, Garagen und Einbau­partnern noch mehr Verkaufswerkzeuge an die Hand zu geben. Wir hatten letztes Jahr die KW Days, damit Partner die Fahrwerke live erleben und geschult werden. Das wird wiederholt. Mein Ziel ist, dass jeder unserer KW-Partner die Vorteile unserer Produkte kennt und für jeden Kunden das passende Fahrwerk bei uns findet.

Die Tuningszene ist nicht endlos gross. Wie verändert das Ihr Marketing?
Wollen wir neue Kundensegmente gewinnen, müssen wir das Thema aus neuen Blickwinkeln betrachten. Ein Beispiel ist Fahr­sicherheit. Es gibt Tests, in denen ein KW-Fahrwerk den Bremsweg aus 65 km/h um einen Meter verkürzt. Solche Aspekte werden das Marketing bereichern, um Einbaupartner und Garagen argumenta­tiv zu stärken. Beispiel Räder: Wir kaufen Felgen, die schöner oder leichter sind. Aber wer denkt daran, dass eine aerodynamische Felge und eine Tieferlegung die Reichweite eines Elektroautos ver­bessern kann? Wir werden auch Schulungen zu solchen Argumen­ten für den Verkauf anbieten.

Wollen Sie Ihr Schweizer Netz mit bereits über 120 Einbaupartnern noch erweitern?
Nicht um der Grösse willen, aber an engagierten Garagen als Partner sind wir immer interessiert. Es geht nicht nur um tiefer und straffer, sondern auch um komfortabler, sicherer, sparsamer. Garagen suchen nach alternativen Umsatzquellen. Der Einbau eines Fahrwerks bringt in der Werkstatt zusätzliche Auslastung. Wer qualitativ hochwertige Produkte mit einem Topsupport schätzt und bereit ist, sich weiterzu­bilden, darf sich gerne melden. Darin bleibt sich KW treu.
 
Die Story von KW Automotive
Im Jahr 1992 eröffnete Klaus Wohlfarth ein Geschäft für Autozubehör: KW Tuning. Später stiess sein Bruder Jürgen Wohlfarth hinzu, mit dem er Rennen fuhr. 1995 kam das legale höheneinstellbare Gewindefahrwerk, 1999 das DTC-Rennteam, 2002 der erste Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. KW ist auch Entwicklungs- und Rennsportpartner diverser Autohersteller. Die KW-Automotive-Gruppe in Fichtenberg (D) hat weltweit 1400 Mitarbeitende. Zu ihren Marken zählen unter anderem AP, KW, ST Suspensions, Belltech, Reiger und BBS.
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