Neue Vertriebskanäle
Agenturmodell? Nur wenn es sich rechnet!
1. April 2021 agvs-upsa.ch – Wird der freie Garagist in absehbarer Zeit zum Agenten einer Marke? Der europäische Dachverband Cecra diskutierte die möglichen Auswirkungen des Agenturmodells auf das Autogewerbe. Der AGVS nahm an der Video-Konferenz teil.
sco. Viele Hersteller suchen einen direkten Draht zum Autokäufer. So stellen Hersteller wie der Volkswagen-Konzern oder Mercedes in verschiedenen Ländern ihre Händlernetze in Agenturen um. Der Händler wird dabei zum reinen Vermittler zwischen Automobilisten und Hersteller.
VW wird seine Elektromodelle ID.3 und ID.4 in Deutschland im neuen Vertriebsmodell unter die Leute bringen. Auch bei Seats Sportmarke Cupra denkt man laut über ein Agenturmodell nach. «Ich bin absolut überzeugt, dass dies für den Kunden, den Handel und für uns der richtige Weg ist», sagt Markenchef Wayne Griffiths. «Für uns ist es wichtig, den Vertriebskanal effizient zu steuern sowie die Beziehung zwischen Kunde und Marke aufzubauen und zu erhalten. Das ist nur per Agentur möglich.»
Die Garagisten kümmern sich in diesem Modell um die Akquisition, Beratung, Probefahrten, administrative Abwicklung und die Fahrzeugübergabe. Dafür erhalten sie vom Hersteller eine Provision und einen Bonus. Vertragspartner des Autokäufers, für die Rechnung und die Zahlungsabwicklung zuständig, ist nicht mehr der Garagist, sondern der Hersteller. VW legt bei seinen Stromern ID.3 und ID.4 die Fahrzeugpreise fest, übernimmt die Finanzierung und trägt das Risiko für Rückläufer und Restwert. Der Handel muss die Fahrzeuge auch nicht mehr vorfinanzieren, das übernimmt VW wie auch die Kosten für Lagerhaltung und Ausstellungsfahrzeuge.
Wird aus dem unabhängigen Unternehmer Garagist auf diese Weise in nicht allzu ferner Zukunft ein reiner Handelsagent? Auch in der Schweiz gibt es vereinzelte Hersteller, die am Garagisten vorbei verkaufen: Tesla beispielsweise verkauft seine Fahrzeuge nur online, ebenso der Elektro-Hersteller Polestar, der in der Schweiz bislang lediglich zwei Showrooms plant. Service und Unterhalt gewährleisten rund 70 Volvo-Vertreter in der ganzen Schweiz, sogenannte Polestar Service Points.
Aegerter: «Erheblicher Diskussionsbedarf»
Beim AGVS setzen sich Geschäftsleiter Markus Aegerter (links, beim AGVS für den Bereich Branchenvertretung zuständig) und Juristin Olivia Solari (rechts unten) mit dem Thema auseinander. Sie nahmen am Meeting des europäischen KFZ-Dachverbands Cecra teil und zeigten die Situation in der Schweiz auf. Markus Aegerter erwartet «einen erheblichen Diskussionsbedarf» zwischen Händlerverbänden und Herstellern, um eine Antwort auf die Frage zu finden, ob ein echtes Agenturmodell wirklich der richtige Weg für unsere Garagisten ist. Olivia Solari wies zudem auf rechtliche Hürden hin: «Es bleibt zu prüfen, ob das aus der EU stammende Agenturmodell mit dem schweizerischen Recht umsetzbar ist.»
Markus Aegerter stellte klar, unter welchen Bedingungen der AGVS und seine Mitglieder für ein solches Modell zu gewinnen sind: «Für den AGVS ist es entscheidend, dass die Händler in einem Agenturmodell für alle ihre Aufwendungen angemessen entschädigt werden und keine Vorfinanzierung der Fahrzeuge tragen müssen. Auch die Kosten für Lagerhaltung und Ausstellungsfahrzeuge sollten nicht mehr auf die Händler abgewälzt werden. Und ein echtes Agenturmodell sollte losgelöst von Stückzahlen sein»
Für die Hersteller ist die Botschaft somit klar: Die Schweizer Garagisten sind offen gegenüber, neuen Vertriebs- und Entschädigungsmodellen – aber nur, wenn die Rechnung am Ende des Tages für sie aufgeht.
Lesen Sie mehr zum Agenturmodell, zu den Vor- und Nachteilen für Garagisten und Hersteller, in der Mai-Ausgabe des Fachmagazins AUTOINSIDE.
sco. Viele Hersteller suchen einen direkten Draht zum Autokäufer. So stellen Hersteller wie der Volkswagen-Konzern oder Mercedes in verschiedenen Ländern ihre Händlernetze in Agenturen um. Der Händler wird dabei zum reinen Vermittler zwischen Automobilisten und Hersteller.
VW wird seine Elektromodelle ID.3 und ID.4 in Deutschland im neuen Vertriebsmodell unter die Leute bringen. Auch bei Seats Sportmarke Cupra denkt man laut über ein Agenturmodell nach. «Ich bin absolut überzeugt, dass dies für den Kunden, den Handel und für uns der richtige Weg ist», sagt Markenchef Wayne Griffiths. «Für uns ist es wichtig, den Vertriebskanal effizient zu steuern sowie die Beziehung zwischen Kunde und Marke aufzubauen und zu erhalten. Das ist nur per Agentur möglich.»
Die Garagisten kümmern sich in diesem Modell um die Akquisition, Beratung, Probefahrten, administrative Abwicklung und die Fahrzeugübergabe. Dafür erhalten sie vom Hersteller eine Provision und einen Bonus. Vertragspartner des Autokäufers, für die Rechnung und die Zahlungsabwicklung zuständig, ist nicht mehr der Garagist, sondern der Hersteller. VW legt bei seinen Stromern ID.3 und ID.4 die Fahrzeugpreise fest, übernimmt die Finanzierung und trägt das Risiko für Rückläufer und Restwert. Der Handel muss die Fahrzeuge auch nicht mehr vorfinanzieren, das übernimmt VW wie auch die Kosten für Lagerhaltung und Ausstellungsfahrzeuge.
Wird aus dem unabhängigen Unternehmer Garagist auf diese Weise in nicht allzu ferner Zukunft ein reiner Handelsagent? Auch in der Schweiz gibt es vereinzelte Hersteller, die am Garagisten vorbei verkaufen: Tesla beispielsweise verkauft seine Fahrzeuge nur online, ebenso der Elektro-Hersteller Polestar, der in der Schweiz bislang lediglich zwei Showrooms plant. Service und Unterhalt gewährleisten rund 70 Volvo-Vertreter in der ganzen Schweiz, sogenannte Polestar Service Points.
Aegerter: «Erheblicher Diskussionsbedarf»
Beim AGVS setzen sich Geschäftsleiter Markus Aegerter (links, beim AGVS für den Bereich Branchenvertretung zuständig) und Juristin Olivia Solari (rechts unten) mit dem Thema auseinander. Sie nahmen am Meeting des europäischen KFZ-Dachverbands Cecra teil und zeigten die Situation in der Schweiz auf. Markus Aegerter erwartet «einen erheblichen Diskussionsbedarf» zwischen Händlerverbänden und Herstellern, um eine Antwort auf die Frage zu finden, ob ein echtes Agenturmodell wirklich der richtige Weg für unsere Garagisten ist. Olivia Solari wies zudem auf rechtliche Hürden hin: «Es bleibt zu prüfen, ob das aus der EU stammende Agenturmodell mit dem schweizerischen Recht umsetzbar ist.»
Markus Aegerter stellte klar, unter welchen Bedingungen der AGVS und seine Mitglieder für ein solches Modell zu gewinnen sind: «Für den AGVS ist es entscheidend, dass die Händler in einem Agenturmodell für alle ihre Aufwendungen angemessen entschädigt werden und keine Vorfinanzierung der Fahrzeuge tragen müssen. Auch die Kosten für Lagerhaltung und Ausstellungsfahrzeuge sollten nicht mehr auf die Händler abgewälzt werden. Und ein echtes Agenturmodell sollte losgelöst von Stückzahlen sein»
Für die Hersteller ist die Botschaft somit klar: Die Schweizer Garagisten sind offen gegenüber, neuen Vertriebs- und Entschädigungsmodellen – aber nur, wenn die Rechnung am Ende des Tages für sie aufgeht.
Lesen Sie mehr zum Agenturmodell, zu den Vor- und Nachteilen für Garagisten und Hersteller, in der Mai-Ausgabe des Fachmagazins AUTOINSIDE.
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31%
Auf gar keinen Fall.
24%
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Kommentare
4191Grogg Ernst 6. April 2021 - 18:33