Energiesystem «defossilisieren», Verbrenner weiterentwickeln

Björn Noack

Energiesystem «defossilisieren», Verbrenner weiterentwickeln


13. Mai 2022 agvs-upsa.ch – Björn Noack ist Director Sustainable Mobility Strategy bei Bosch. Und er ist sich sicher, dass es auch in Zukunft verschiedene Antriebsarten geben wird. Im Podium erklärt er, warum die aktuelle Klimastrategie der EU nicht zielführend ist.

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In ärmeren Ländern oder auf langen Strecken ist Elektromobilität keine Lösung. Foto: AGVS-Medien

mfi. Björn Noack beschäftigt sich in seinem Arbeitsalltag fast ausschliesslich mit Strategien für nachhaltige Mobilität. Für ihn ist klar, dass die Zukunft von einer Vielzahl an Antrieben geprägt sein wird. «Um unsere Klimaziele zu erreichen, wird die gesamte Bandbreite an Antriebstechnologien benötigt», so Noack. Die momentane Klimastrategie der EU führe nicht zum Ziel. «Wir müssen den Strom, den wir zum Laden der Elektrofahrzeuge brauchen oder die Energie, die wir brauchen, um Wasserstoff zu produzieren, aus erneuerbaren Energien gewinnen. Vorher ist nichts erreicht im Kampf gegen CO2-Emissionen», sagt der Bosch-Experte.

Das Energiesystem müsse man vor allem «defossilisieren». Also weg von den fossilen Treibstoffen und hin zu E- oder Bio-Fuels. Der Ausdruck «dekarbonisieren» sei laut Noack eh grundsätzlich irreführend. Denn «Karbon» bedeute schliesslich nichts anderes als Kohle. Auch der Mensch bestehe zu etwa 20 Prozent aus Kohlestoff.

Bosch erstellt seit 2012 Statistiken zu neueingelösten Fahrzeugen in Europa. 2020 waren beispielsweise über 90 Prozent aller neuzugelassenen Fahrzeuge noch mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet. Auch 2030 werden voraussichtlich noch die Hälfte aller Neuwagen – zumindest teilweise – von einem Verbrennungsmotor angetrieben. Das heisst konkret, dass auch in acht Jahren noch über 80 Prozent des europäischen Flottenbestands ganz oder teilweise mit Verbrenner fahren.

Und dies sei nur die Bestandesaufnahme in Europa, meint Noack. Global gesehen sei es nicht realistisch, dass traditionelle Antriebe in naher Zukunft verschwinden. «Für lange Distanzen, in der Wüste oder in armen Ländern wird die Elektromobilität keine Lösung sein», so Noack. Nebst der fortlaufenden Optimierung von Verbrennungsmotoren sei es daher unerlässlich, Bio- und E-Fuels zu fördern, um den Gesamtbedarf ohne fossile Treibstoffe überhaupt decken zu können. «Wenn wir jetzt reagieren und die richtigen Investitionen an den richtigen Orten getätigt werden, könnten wir 2040 bereits die Anforderungen des «Green New Deal» erreicht haben», ergänzt Noack. 
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