Exklusive Fahrmaschinen mit gutem Ruf

Alois Ruf als Stargast in Luzern

Exklusive Fahrmaschinen mit gutem Ruf

9. Januar 2024 agvs-upsa.ch – Vor 50 Jahren übernahm Alois Ruf Junior die Geschicke der Ruf Automobile GmbH im bayrischen Pfaffenhausen. Aus dem Garagenbetrieb hat er einen Autohersteller und Veredler mit Weltruf geschaffen. An den Autotechnik Days vom 7. bis 9. März 2024 verrät er Details dazu, genauso wie unvergessliche Anekdoten seiner grossen Autoleidenschaft. Jürg A. Stettler

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Alois Ruf mit Tochter Aloisa in dessen 901, der mit vielen einzigartigen Details wie etwa nicht ausstellbaren Heckfenstern aufwartet. Foto: Porsche

Seit 85 Jahren steht der Name Ruf für Kompetenz, kompromisslose Fahrmaschinen und Liebe zum Detail. Der familiengeführte Automobilhersteller im Herzen von Bayern war und ist vor allem für Porsche-Enthusiasten eine spannende Adresse. Fahrzeugveredelungen, Restaurierungen und Neuaufbauten von klassischen Ruf- oder Porsche-Modellen gehören zu den Standbeinen des Unternehmens, von Alois Ruf Senior 1939 gegründet und 1974 von Alois Ruf Junior übernommen. Doch die bewegte Geschichte und die Faszination für die Marke Porsche beginnt für den gelernten Kfz-Mechaniker Alois Ruf Junior eigentlich bereits elf Jahre zuvor. Auf einem Familienausflug werden sie von einem roten Porsche 356 Karmann Coupé überholt, dessen Fahrer sein Können überschätzt und die Kontrolle verliert: Überschlag! Die Rufs kümmern sich um den unverletzten Fahrer und danach um den Sportwagen, den Vater Ruf zur Freude von Alois Junior sogar kauft. Gut ein Jahr später folgt ein weiteres Aha-Erlebnis, welches die Faszination der Familie Ruf für die Sportwagen aus Zuffenhausen und die jahrzentlange Bindung zu Porsche prägen wird. 

Mitten in München werden die Rufs am Rotlicht stehend von einem Passanten angesprochen, der für einen Kunden genau ein solches rotes Coupé, wie es die Rufs gerade fahren, sucht. Er zahlt 11’000 D-Mark in bar und überlässt den Rufs für die Heimfahrt seinen eigenen Wagen. Alois Ruf erinnert sich: «Da haben wir erkannt, dass Porsche-Fahrer besonders autoverrückt sind.» Kein Wunder, denn die Sportwagen überzeugten schon damals mit zeitlos klassischem Design, mit viel Leistung und aussergewöhnlichem Motorensound. «Wir wurden einmal von einem 901 aus der Vorserie überholt; das Geräusch ging direkt ins Knochenmark und blieb auch da», erklärt Ruf zufrieden lächelnd. Nach dem Abitur beginnt Alois Junior 1968 eine Lehre in der väterlichen Werkstatt, die bestens läuft. Doch dann der Schock: Völlig unerwartet stirbt Alois Ruf Senior mit erst 62 Jahren an einem Herzinfarkt. Der Junior übernimmt und baut noch im gleichen Jahr den ersten «echten» Ruf – einen 911 Carrera mit eigener Prüfnummer. Ein Ruf also, kein Porsche! Der Grundstein für den späteren Erfolg des Herstellers, dessen Modelle man an typischen Fünfspeichenfelgen erkennt, ist gelegt.

Von der Werkstatt zum Autohersteller
Drei Jahre später legt Alois Ruf seine Meisterprüfung ab und wartet zudem mit dem Ruf Turbo 3.3 auf. Bessere Bremsen, knackiges Fünf- statt herkömmlichem Vierganggetriebe und vor allem 303 statt 260 PS aus 3,3 statt 3,0 Liter Hubraum machen den Hecktriebler zu einem einzigartigen Sportwagen. Und weil beim Zuffenhausener Hersteller in den späten 1970er-Jahren der heute legendäre 911er durch ein neues Modell abgelöst werden sollte, wird der 911er nicht mehr mit vollem Elan weiterentwickelt. Leistungshungrige 911er-Fans kommen daher nach Pfaffenhausen und erhalten hier von der Rohkarosserie ausgehend aufgebaute Sportler ganz nach ihrem Gusto. «Ich wollte nie etwas machen, was dem Image und dem Ursprung des 911 rs in irgendeiner Form schaden könnte», erläutert Ruf. «Es ging mir immer nur darum, das Image zu heben – auch dasjenige der Marke Porsche.» Dieses Ansinnen verstand man selbst im knapp 150 Kilometer entfernten Zuffenhausen. Schliesslich erlangte Alois Ruf 1981 in Absprache mit Porsche den Status eines Herstellers, damit lag auch die gesamte Verantwortung für seine leistungsstarken Kreationen nun im Allgäu. Fast 550 Fahrgestellnummern hat Ruf inzwischen vergeben, und pro Jahr verlassen zehn bis 15 Fahrzeuge die exklusive Manufaktur mit ihren aktuell rund 65 Mitarbeitenden.

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Auf dem 87. Genfer Autosalon erstmals gezeigt: Der Ruf CTR Anniversary mit selbstentwickeltem Kohlefaser-Monocoque und in ikonischem Gelb. Foto: Ruf

«Yellowbird» stutzt allen die Flügel
Mit dem CTR, einem 469 PS starken Biturbo-Coupé, sorgen Ruf und sein Team dann 1987 erstmals richtig für Furore. «Ursprünglich sollte der Wagen für den Vergleichstest eigentlich rot lackiert sein, doch das war mir zu unauffällig», sagt Ruf. Stattdessen hätten Testfahrer Stefan Roser und er sich in letzter Minute für Blütengelb entschieden. «Kein Mensch hatte damals ein gelbes Auto.» Die Farbe verleiht dem Ruf-Modell zusätzlich Flügel und bringt ihm den Spitznamen «Yellowbird» ein. Mit 339,8 km/h pulverisiert der Ruf CTR alle bisherigen Temporekorde. Ein Jahr später legt er im süditalienischen Nardò auf dem 12,6-Kilometer-Rundkurs mit 342 km/h sogar nochmals nach. Weitere Technik-Highlights von Ruf sind das mit Fichtel & Sachs entwickelte halbautomatisierte EKS-Getriebe oder der unauffällig in die Gesamtkonstruktion integrierte Überrollbügel des Ruf CTR2 von 1996. «Unser unablässiges Streben nach höchster Vollendung lässt zweitbesten Lösungen keinen Raum», unterstreicht Alois Ruf. Das Resultat: beispielsweise der Ruf CTR3, die erste komplette Eigenentwicklung von 2007, und unzählige technische Weiterentwicklungen. So etwa der Ruf RGT auf Basis des 996 Carrera mit 385-PS-Saugmotor mit Trockensumpfschmierung und separatem Öltank. Oder für mehr Fahrkomfort ab 2004 das Sportfahrwerk mit hydraulischer Höhenverstellung, das per Knopfdruck 50 Millimeter mehr Bodenfreiheit bietet. Ab 2010 folgt der komplett neu entwickelte Ruf-Achtzylinder mit 550 PS und dank konsequenter Leichtbauweise 200 Kilo weniger Gewicht. Diese Liste liesse sich beliebig verlängern. Ruf hat sich aber nicht nur damit einen Namen gemacht, sondern auch mit Restaurierung und Neuaufbau von Klassikern.

Mit «Quickblau» ein blaues Wunder erlebt
Bei der Restaurierung seines ersten eigenen Porsche, den er einst mit leichtem Unfallschaden zum 19. Geburtstag geschenkt erhalten hatte, erlebte Ruf gar sein blaues Wunder. «Der Vorbesitzer hatte den Motor behalten, daher kam statt eines Sechszylinders ein Vierzylinder aus einem 912 zum Einsatz», erinnert er sich. Damit spulte Ruf Kilometer um Kilometer ab, stellt den Wagen aber irgendwann zu Gunsten aufregenderer und schnellere Modelle in die Garage. Dort reifte das Auto zum Oldtimer. Als 2019 die Restauration startete, war schnell klar: Dieser Porsche ist etwas ganz Besonderes. «Mir war immer klar, dass es ein ganz frühes Modell gewesen sein muss», so Ruf. Sein 901 diente einst gar als Versuchsträger, an dem neue Lösungen erprobt wurden. Nicht irgendein Porsche also: Der emailblau lackierte Wagen ist das sechste je gebaute Exemplar der Ikone 911. Eine einzigartige Rarität also und ein absoluter Glücksfall für den Porsche-Enthusiasten Ruf. 

Übrigens ist auch das private Glück von Alois Ruf eng mit der Marke Porsche verknüpft: Seine Frau Estonia lernte er 1992 bei einem Porsche-Treffen in Oklahoma City, USA, kennen. Estonia ist heute eine seiner wichtigsten beratenden Stimmen und bringt sich auch bei Neuentwicklungen ein. Im Jahr 2020 beispielsweise entwirft Estonia das Design des Ruf Rodeo: ein 911er im Western-Look. Man darf also gespannt sein, mit welchem Wagen und technischen «Schmankerln» Alois Ruf die Garagistinnen und Garagisten an den Autotechnik Days (7. bis 9. März 2024) in Luzern überrascht. 

Weitere Infos unter:
ruf-automobile.de
autotechnikdays.ch
 
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