Jetzt kommen die Nachwuchskräfte für den umsatzstärksten Bereich

Grundbildungen im Detailhandel

Jetzt kommen die Nachwuchskräfte für den umsatzstärksten Bereich

5. Oktober 2021 agvs-upsa.ch – 2022 starten die überarbeiteten Grundbildungen im Detailhandel. Zudem gibt es mit der neuen Branche «Automobil Sales» erstmals eine auf den Verkauf ausgerichtete Grundbildung. Andreas Billeter, Präsident der AGVS-Kommission Detailhandel, und Olivier Maeder, beim AGVS verantwortlich für den Bereich Bildung, sprechen über den Mehrwert fürs Autogewerbe. 
 
Alles über die neuen Grundbildungen im Detailhandel
Auf Lehrbeginn 2022 werden die neuen Grundbildungen im Detailhandel eingeführt. Wir möchten Sie als Berufsbildnerinnen und Berufsbildner über die Neuerungen informieren, insbesondere über die neue Branche «Automobil Sales» und die neu positionierte Branche «After-Sales». Die Online-Information dauert rund zwei Stunden und es besteht auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Nutzen Sie diese gute Gelegenheit und melden Sie sich zur Online-Informationsveranstaltung an. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.
Melden Sie sich hier für die Online-Infoveranstaltung an


Foto: AGVS-Medien

cst. Herr Billeter, was wird sich im Detailhandel verändern?
Andreas Billeter, Präsident der AGVS-Kommission Detailhandel: Bisher konnten Betriebe im Detailhandel zwischen zwei Schwerpunkten wählen, Beratung oder Bewirtschaftung. Im Garagengewerbe waren über 90 Prozent in der Bewirtschaftung tätig, sprich im Ersatzteillager. Diese Auftrennung wird es nicht mehr geben und die Beratung sowie der Verkauf stehen im Zentrum. Die Bewirtschaftung wird aber nicht ganz verschwinden, sondern bleibt Bestandteil der Ausbildung, einfach in einem kleineren Umfang. Die Grundbildungen sind neu handlungskompetenz-orientiert aufgebaut, was bei den technischen Berufen bereits seit 2018 der Fall ist. Im Gegensatz zu den Bildungsstätten bringt das handlungskompetenz-orientierte Lernen für die Lehrbetriebe keine Veränderungen mit sich, denn sie bilden bereits praktisch aus.

Herr Maeder, mit der Branche «Automobil Sales» gibt es neu eine auf den Automobilverkauf ausgerichtete Grundbildung. Damit wird ein langjähriges Anliegen des AGVS endlich umgesetzt.
Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitungsmitglied und verantwortlich für den Bereich Bildung: Ja, das ist so! Der erste Vorstoss dafür liegt schon viele Jahre zurück. Die Beweggründe sind klar: Der Verkauf ist der umsatzstärkste Bereich von jedem Garagenbetrieb, gleichzeitig aber auch die einzige Sparte, in der das Autogewerbe die Lernenden nicht selbst ausbildet. Umfragen unter Lehrbetrieben haben gezeigt, dass eine Grundbildung mit Fokus Verkauf ein Bedürfnis ist. Zudem sprechen auch die aktuellen Gegebenheiten wie zum Beispiel die Antriebsvielfalt oder die Digitalisierung dafür, dass wir künftig eine Grundbildung im Automobilverkauf anbieten, um qualitativ und quantitativ den Fachkräftebedarf zu decken.


Foto: AGVS-Medien

Ist das Interesse vorhanden, Lernende in dieser neuen Grundbildung auszubilden?
Maeder: Wir erhalten sehr viele Anfragen ja,  und verschiedene Betriebe haben sich bereit erklärt, neue Lehrstellen im Automobil-Verkauf zu schaffen, darunter beispielsweise die Amag. Wir freuen uns über jeden Lehrbetrieb, welcher die Mindestanforderungen erfüllt und Lernenden die Möglichkeit gibt, sich in der Branche «Automobil Sales» auszubilden. 

Künftig stehen die Beratung und der Verkauf im Zentrum der Grundbildung. Was bedeutet das?
Billeter:
Wie bereits erwähnt, ist die Lagerbewirtschaftung noch immer Bestandteil der Grundbildung. Mit der stärkeren Ausrichtung der Detailhandelsberufe auf den Verkauf und die Beratung muss der Lehrbetrieb den Lernenden die Möglichkeit geben, Verkaufsgespräche zu führen, auch anspruchsvolle. Zur Ausbildung gehören auch Beratungen für Zubehör und Dienstleistungen im Aftersales dazu. Für Lehrbetriebe bringt dies Vorteile mit sich, da die Lernenden insbesondere beim Verkauf von Dienstleistungen auch den Kundendienst unterstützen können. Diese Branche wurde somit neu positioniert und deckt nun den gesamten Verkauf im Aftersales ab, von den Ersatzteilen hin zu Zubehör bis zum Verkauf von Dienstleistungen wie Werkstattarbeit im Kundendienst.

Zu den Handlungskompetenzen gehört das Betreuen von Online-Shops. Aber nicht alle Betriebe haben einen solchen. Brauchen diese Lehrbetriebe neu einen Webshop?
Maeder: Es ist tatsächlich so, dass das Betreuen von Online-Shops zu den Handlungskompetenzen gehört. Die Idee ist aber die folgende: Lehrbetriebe müssen bei Abschluss des Lehrvertrags entscheiden, ob sie nach der Handlungskompetenz «Betreuen von Online-Shops» ausbilden oder nach «Gestalten von Einkaufserlebnissen». Diese Entscheidung treffen Lehrbetriebe sowohl in der Branche «Automobil Sales» als auch in der Branche «Automobil After-Sales». Die Garagen werden in der Regel «Gestalten von Einkaufserlebnissen» wählen, also den Vor-Ort-Verkauf. «Betreuen von Online-Shops» kann zum Beispiel bei einem Teilegrossisten ein Thema sein.

Wird die neue Grundbildung den Anforderungen der alternativen Antriebe gerecht? Wie steht es mit den anderen Grund­bildungen?
Maeder:
Die alternativen Antriebe fordern nicht nur Fachkompetenzen, um die Fahrzeuge zu warten, reparieren und diagnostizieren. Sondern es sind auch entsprechende Beratungskompetenzen im Bereich vom Verkauf im Sales und Aftersales-Geschäft notwendig. Darauf wurde bei der Entwicklung der Leistungsziele der beiden Branchen Automobil im Detailhandel «Sales» und «After-Sales» ein besonderes Augenmerk gelegt. Die Strategie des AGVS sieht aktuell vor, dass es keine reine Grundbildung oder reine tertiäre Ausbildung im Bereich alternative Antriebe gibt. Vielmehr wollen wir, dass die geforderten Kompetenzen laufend in die bestehenden Grund- und Weiterbildungen integriert werden. Beim/bei der Automobil-Mechatroniker/-in ist dies bereits seit 2018 der Fall, beim/bei der Automobilfachmann/-frau ab 2022. Auch Fachkräfte der Lehrgänge Automobildiagnostiker/-in, Automobil-Werkstattkoordinator/-in sowie Serviceberater/-in erlangen ab 2022 die entsprechenden Kompetenzen. An den Fähigkeiten, Benzin- und Dieselfahrzeuge zu warten und reparieren, halten wir auch noch fest, da nach wie vor die Mehrheit der verkaufen Neuwagen einen Verbrennungsmotor haben.

Was sind die nächsten Schritte?
Billeter:
Ab Oktober bieten wir zweistündige Online-Infoveranstaltungen an, zudem gibt es punktuell regionale Informationsanlässe, zum Beispiel anlässlich der Herbstversammlungen in den Sektionen. Auch sind eintägige Berufsbildnerschulungen ab Anfang 2022 geplant.



 
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