Kaufmännische Allrounder als Fundament der Autobranche

«Kaufleute 2022»

Kaufmännische Allrounder als Fundament der Autobranche

8. März 2021 agvs-upsa.ch – Von der Digitalisierung bis hin zu den alternativen Antrieben: Das Berufsfeld der Kaufleute im Automobil-Gewerbe befindet sich im Wandel. Um die Grundbildung «Kauffrau/Kaufmann EFZ» fit für die Berufswelt der Zukunft zu machen, wird sie revidiert. Die neue Bildungsverordnung soll ab Lehrbeginn 2022 gelten. Hans Pfister, Präsident der Kommission kaufmännische Grundbildung beim AGVS (K-KG), spricht im Interview über die für die Auto­branche wichtige Ausbildung. 

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Quelle: AGVS-Medien 

cst. Herr Pfister, der AGVS schreibt in seiner Ausbildungsstrategie, dass die Kaufleute das Fundament der Automobilbranche bilden. Warum?
Hans Pfister, Präsident K-KG:
Wie in der Grafik sichtbar, unterstützen die Kaufleute sämtliche Prozesse in einem Autohaus. Sei es am Empfang mit dem direkten Kundenkontakt, bei der Auftragsabwicklung im Kundendienst, der Unfallmeldung im Personalwesen oder der Mehrwertsteuerabwicklung: Kaufleute sind überall involviert. Weitere Aufgaben entstehen im Ersatzteillager, wo Statistiken geführt oder Rechnungen kontrolliert und verbucht werden. In der Disposition werden Fahrzeuge bestellt und die Lieferungen überwacht. Bei der Inventur und bei der Lagerbewertung gibt es weitere wichtige Tätigkeiten, die betriebswirtschaftliches Wissen voraussetzen und bei denen Kaufleute involviert sind.
 
Welche Bedeutung nehmen die administrativen Prozesse in einer Garage ein?
In Zukunft werden die administrativen Prozesse eine noch viel bedeutendere Rolle einnehmen! Insbesondere wenn man in Betracht zieht, dass aufgrund der alternativen Antriebe und der dadurch veränderten Mobilität in der Gesellschaft die Arbeit in der Werkstatt weniger werden könnte: Genau dann brauchen wir in den Unternehmen aktive Kaufleute, die den Kundinnen und Kunden attraktive Angebote zu fairen Preisen unterbreiten und vermarkten können.
 
Kaufleute erbringen demnach entscheidende Dienstleistungen für alle Betriebszweige. Angesichts des Wandels in der Automobil­branche: Wie wichtig ist die Revision der Bildungsverordnung der Grundbildung «Kauffrau/Kaufmann EFZ»?
Sehr wichtig! In der neuen Ausbildung wird noch viel mehr Wert auf die Handlungskompetenz gelegt. Auf diese Weise erleben die Lernenden die Arbeitsweise im Unternehmen noch hautnaher – und lernen dadurch von der Pike auf sämtliche Aufgaben in einem Autohaus kennen und umsetzen. Kurz gesagt: weniger Theorie-«Blabla», mehr Praxis Know-how.
 
Die neue Bildungsverordnung soll ab ­Lehrbeginn 2022 umgesetzt werden. Wie ist der Stand der Dinge?
Wir sind gut unterwegs, auch wenn es noch viel zu tun gibt. Zurzeit läuft die nationale Vernehmlassung zur Bildungsverordnung und zum Bildungsplan. Da in der Entwicklungsphase sämtliche Anspruchsgruppen involviert waren, gehen wir nicht von grösseren Abweichungen zu den vorliegenden Dokumenten aus. Das heisst, wir befinden uns nun in der Umsetzungsphase, in der es darum geht, die Praxisaufträge für die Betriebe und das Konzept sowie das Lehrmittel für die 16 überbetrieblichen Kurstage zu erarbeiten. Die grössten Herausforderungen haben die Berufsschulen, in denen ein Paradigma-Wechsel stattfindet – von der Fächerorientierung hin zur Handlungskompetenzorientierung.
 
Wie werden Garagenbetriebe von den Kompetenzen ihrer KV-Lernenden ab 2022 profitieren können?
Ab der ersten Abschlussprüfung im Jahr 2025 profitieren die Unternehmen in unserer Branche von kaufmännischen Allroundern, die das Handwerk von Grund auf gelernt haben und sich dann auf verschiedenen Wegen weiterentwickeln können. So dass unsere Branche auch in Zukunft sachkundige Fachkräfte findet, die unsere Unternehmen erfolgreich weiterführen. 

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Die Grundbildungen ab 2022 – neue Kompetenzen, aktualisierte Berufsbilder: Die Kaufleute befassen sich mit den Administrationsprozessen über alle Bereiche der Garage hinweg. Quelle: AGVS
 
Diese Handlungskompetenzen und Arbeitssituationen werden vertieft
Gemäss des vorliegenden Bildungsplans liegen die Schwerpunkte in folgenden Bereichen: Handeln in agilen Arbeits- und Organisationsformen, Interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld, Koordinieren von unternehmerischen Arbeitsprozessen, Gestalten von Kunden- oder Lieferantenbeziehungen und Einsetzen von Technologien der digitalen Arbeitswelt. Diese Arbeitssituationen werden im Betrieb und in den überbetrieblichen Kursen bearbeitet und vertieft: Fahrzeuge bestellen, Güter und Dienstleistungen einkaufen, Fahrzeug­lager bewirtschaften und betreuen, Lager bewirtschaften und organisieren, Fahrzeuge verkaufen und abliefern, Finanzierungmöglichkeiten anbieten und aufzeigen, Güter und Dienstleistungen verkaufen, Schadenmanagement betreiben, Garantiefälle bearbeiten, Serviceprozesse führen, Serviceleistungen im Automobilgewerbe anbieten, Flottenmanagement betreuen, Qualitäts- und Umweltmanagement betreiben, bei der Entwicklung der Branche und des Betriebs mitarbeiten sowie die Personaladministration unterstützen.
 
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Kommentare


Schäfer Jana 22. Dezember 2021 - 12:35
Ich bin sehr an diesem Kurs interessiert. Jedoch habe ich keine Kaufmännische Lehre. Ich habe die Detailhandellehre EFZ absolviert. Ich habe jedoch die Handelsschule abgeschlossen und mache zurzeit ein Praktikum bei einer Krankenkasse. Würde das trotzdem funktionieren? Besten Dank.

agvs_admin 23. Dezember 2021 - 11:09
Vielen Dank für Ihr Interesse an der neuen kaufmännischen Grundbildung, welche im 2023 starten wird. Gerne möchten wir präzisieren, dass es sich hierbei nicht um einen Kurs handelt, sondern um die Lehre zur Kauffrau/zum Kaufmann im Automobil-Gewerbe. Mit Ihrem EFZ-Abschluss und der Weiterbildung hätten Sie ab 2023 die Möglichkeit, eine verkürzte Lehre unter den neuen Bedingungen zu machen. Mit Ihrer Vorbildung hätten Sie auch die Möglichkeit, sich direkt bei autogewerblichen Betrieben für die Administration zu bewerben und sich dann die branchenspezifischen Kenntnisse während dem Arbeiten anzueignen. Freundliche Grüsse, Brigitte Hostettler, Kaufm. Grundbildung & Detailhandel