Weshalb der Individualverkehr vermutlich nie fliegen wird
Der Traum vom fliegenden Auto ist beinahe so alt wie das Auto und die Flugzeuge selbst. Es scheint etwas mit der Bequemlichkeit des Menschen zu tun zu haben, dass er mit einem einzigen Verkehrsmittel möglichst alle Fortbewegungsarten abdecken möchte. Diese Woche kam wieder einmal eine Studie vom fliegenden Auto in die Schlagzeilen. Wir zeigen auf, weshalb dies aber kaum eine sinnvolle Lösung ist.
8. Oktober 2014 agvs-upsa.ch - Jeder bessere Science Fiction Film zeigt Autos, die den Boden nicht mehr berühren oder sogar in mehreren Ebenen über dem Boden verkehren. Ein reizvoller Gedanke, würde das doch alle Stauprobleme lösen, wenn keine Bindung mehr an die Infrastruktur notwendig wäre. Und eigentlich auch eine technisch machbare Lösung, zumindest was die Koordination der Fahr-, äh, Flugzeuge anbelangt. Da steuern wir nämlich schon heute hin: Computer und ein globales Netzwerk übernehmen die eigentliche Fahraufgabe, zumindest auf den Hauptverkehrsachsen, was eine wesentlich bessere Ausnutzung der Infrastruktur sowie eine gegen Null gehenden Unfallrate ermöglichen wird. Wieso also nicht auch noch in die Luft gehen? Hier sechs gute Gründe gegen das fliegende Auto:1. Die technischen Anforderungen wie Aerodynamik, Vortrieb, Bremsen, Kollisionsschutz etc. an ein Flugzeug sind komplett andere als bei einem Auto. Die Bodenberührung hat nämlich nicht nur Nachteile: Beim Bremsen kann so effizient Geschwindigkeit abgebaut werden. Zudem: die flache Form des Automobils ermöglich einen guten Abtrieb und so Haftung am Boden, während das Flugzeug rundherum aerodynamisch sein muss, um bei Böen nicht zu sehr ins Straucheln zu geraten.
2. Das Thema Sicherheit ist zentral und bei beiden Systemen die Ansprüche unterschiedlich: Ein leicht gebautes Flugzeug ist bei einem Crash auf der Strasse nicht sicher. Ein sicher gebautes Auto ist schwer. Ein gutes Fahrwerk mit breiteren Reifen hat kaum Platz bei einem Flugauto, eine sturmsichere Konstruktion des Flugzeuges widerspricht dem Platz auf der Strasse (Spannweite, Länge).
3. Am Boden stören die Flügel, in der Luft sind sie unabdingbar. Die zusammenfaltbaren Stummelflügel eines fliegenden Autos sind aber zum Fliegen nicht optimal. Ein aktuell erhältliches fliegendes Auto setzt auf einen Gleitschirm. Auch nicht gerade bei jedem Wetter zu empfehlen.
4. Flugzeuge brauchen Start- und Landepisten. Selbst Gyrokopter müssen aktuell noch auf Flugplätzen starten und landen. Von dort aus steht das Flugauto auch wieder im Stau. Zeitgewinn durchs Fliegen: minimal.
5. Der Energieaufwand, um ein sicheres Auto nach neuesten Normen in die Luft zu kriegen, also um die Schwerkraft zu überwinden, ist enorm. Das Düsenauto zeigt das nur zu deutlich. Lohnt sich das wirklich für kurze Strecken?
6. Weil weder Auto noch Flugzeug erreicht das Flugauto (hier ein bereits sehr weit entwickeltes Modell aus den USA auch nicht wirklich berauschende Geschwindigkeiten bei beiden Anwendungen (in der Theorie schon eher, aber praktisch kaum umsetzbar). Zeitgewinn: minimal.
Es fallen uns noch viele weitere Gründe ein, weshalb fliegende Autos keinen wirklichen Sinn machen. Es wird aber immer ein paar Freaks geben, die vom fliegenden Auto träumen, dieses sogar bauen (hier noch ein sehr hübsches Modell eines Gyrokopter-Autos und ein paar Freaks, die es auch kaufen. Aber die Lösung für die Mobilität der Zukunft wird es wohl kaum sein.