Die SAG-Story

Im Jahr 2009 schlossen sich Derendinger und Technomag zur Swiss Automotive Group zusammen. Heute ist die SAG die Nummer 5 in Europa. Die Marken, deren unabhängiger Auftritt und die Filialnetze sind geblieben. Denn die DNA der beiden Partner war und ist erstaunlich ähnlich.
 
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sco. Die Geschichte der SAG startet viel früher als 2009. Sie beginnt 1930 mit der Gründung einer Handelsfirma für «Brems- und Kupp­lungs­materialien» durch Jean Jacques Derendinger in Zürich. Damals sind in der Schweiz fast 61 000 Autos zugelassen. Diese Fahrzeuge benötigen Wartung und Ersatzteile, die Lebensdauer einzelner Teile ist viel kürzer als heutzutage und trotz sehr mässigem Verkehrsaufkommen gibt es schon damals Unfälle.

Jean Jacques Derendinger erkennt früh, dass ein möglichst umfangreiches Servicepaket für Automobilbesitzer ein grosses Tätigkeitsfeld mit viel Potenzial eröffnet. Dass er seine Unternehmung in Zürich gründet, ist kein Zufall: Zürich ist schon damals die grösste Schweizer Stadt und ein Wirtschaftszentrum mit Kapital und Strahlkraft. «Kundenfreundlich, verlässlich und schnell», lautet die Devise des Firmengründers. 1942 wandelt Derendinger seine Firma in eine GmbH um. Erholt von der Krise während des Zweiten Weltkriegs, als die Zahl der Autos in der Schweiz förmlich kollabierte, gründet Derendinger ab Mitte der 1950er-Jahre fast jährlich eine neue Filiale. 1972 stirbt Jean Jacques Derendinger, sein Schwiegersohn Jörg Schürmann und sein langjähriger Weggefährte Georg Hartmann führen das Unternehmen in die Zukunft, wandeln es 1987 in eine Aktiengesellschaft um und treiben die Internationalisierung voran.

Im Jahr 1997 übernimmt der heutige CEO Sandro Piffaretti die Anteile der Familien Schürmann und Derendinger, 2008 wird er Alleinaktionär, nachdem er die Aktien seiner Mutter übernommen hat.

Doch die Geschichte der SAG ist mit Derendinger erst halb erzählt. Der zweite Strang beginnt im Jahr 1967 in Lausanne: Michel Métraux eröffnet eine grosse Tankstelle mit 20 Zapfsäulen und einem Shop für Autozubehör. Unter dem Markennamen Autotyp vertreibt er bald Wartungszubehör und Serviceteile wie Keilriemen oder Scheibenwischblätter. Mit der Einführung von Elf-Produkten oder Trak-Schneeketten wächst das Familienunternehmen kontinuierlich. In den 1990er-Jahren folgt die Zeit der Übernahmen – Unternehmen aus den Bereichen Recycling oder Ersatzteilhandel kommen dazu, später wird die Franchise AD-Garagen eingeführt. 1999 verstirbt Firmengründer Michel Métraux. Sein Sohn Olivier Métraux, der seit 1991 im Unternehmen tätig ist, übernimmt darauf die Leitung und führt nach dem Börsengang die Expansionsstrategie im In- und Ausland weiter. Olivier Métraux ist heute Verwaltungsratspräsident der SAG.

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2009 verknüpften sich die Geschicke der beiden über Jahrzehnte erfolgreichen Familienunternehmen Derendinger AG und Métraux Services SA mit der Fusion zur Swiss Automotive Group (SAG). Die Erfolgsgeschichte aber ging weiter.

«Ich bin dankbar, dass ich mit Olivier 2008 dieses Gespräch führen durfte und wir danach gemeinsam die SAG gegründet haben», sagte Sandro Piffaretti vor einem Jahr im Interview mit AUTOINSIDE. «Geschäftlich war dieser Zusammenschluss meine beste Entscheidung», pflichtete Olivier Métraux bei. Das Sortiment der SAG umfasst heute mehr als 370 000 Artikel. «Logistik ist das Zentrum unseres Wissens und Könnens», sagt Olivier Métraux nicht ohne Stolz.

Heute ist die SAG mit mehr als 180 Filialen in der Schweiz, Belgien, Österreich, Rumänien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn präsent. Sie führt mit 3200 Mitarbeitenden und 950 Lieferfahrzeugen jeden Tag mehr als 370‘000 Bestellungen aus und erwirtschaftet einen Umsatz von 750 Millionen Franken.

Ziel sei es, den SAG-Kunden über die reine Lieferung von Ersatz- und Verschleissteilen hinaus umfassende und integrierte Dienstleistungen anzubieten, lässt sich der CEO und VR-Delegierte Sandro Piffaretti auf der eigenen Website zitieren. Diese Services reichen von einem hochprofessionellen Bestell- und Lieferservice mit Lieferungen mehrmals täglich bis hin zu Schulung und Beratung. Sandro Piffaretti: «Schulungen und moderne – das heisst nicht zwingend teure – Werkzeuge und Garageneinrichtungen sind ein essentieller Bestandteil für das Überleben der Werkstätten. Ich wünsche mit mehr Neugier und Ressourcen der Garagen für die Weiterbildung und mehr Investitionen.» Mit TechPool ist die Swiss Automotive Group in der Schweiz auch ein bedeutender Anbieter von Weiterbildungen.

So ähnlich die DNA der beiden Hauptmarken sind, so werden die Unterschiede bis heute kultiviert – stets mit dem Fokus auf den Bedürfnissen der Kunden. «Technomag und Derendinger haben beide eine ausgesprochene Kundenorientierung als Unternehmenskultur», sagt Sandro Piffaretti. «Unsere Kunden wünschen einen erstklassigen Service und da wollen wir keine Kompromisse machen.» Dennoch gibt es Unterschiede, beispielsweise im Sortiment. Während Technomag bei Diagnosegeräten mit Hella Gutmann arbeitet, führt Derendinger die Marken Bosch und Texa.

Es sei eine logistische Herausforderung, Sortimente mit unterschiedlichen Marken zu führen, stellt Olivier Métraux fest: «Aber das hat gut funktioniert. Da die Grundwerte Kunden- und Serviceorientierung bei Technomag und Derendinger in der DNA verankert sind, war es nicht schwierig, dies weiterzuleben.»

Der Zusammenschluss der Derendinger AG und der Métraux Services SA sei eine Win-win-Situation, so Olivier Métraux: «Das haben die Kunden und Mitarbeiter sofort erkannt.» Der Grund: Die Kunden profitierten von noch mehr Service in drei für die Branche eminent wichtigen Punkten:

Geschwindigkeit: Über 1600 Touren pro Tag bedeuten kurze Fahrten und kurze Bestellzeiten
Verfügbarkeit: Das Sortiment der in der Schweiz lagernden Teile ist sehr breit.
Nähe zum Kunden: Die SAG betreibt 70 Filialen. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn trotz allem etwas nicht klappt.

Sandro Piffaretti: «Wenn man schnell ein Teil braucht, um den Werkstattservice zu erledigen und dem Kunden das Auto am Abend zu übergeben, kann man nicht warten, bis die Teile über Nacht von irgendwo in Europa geliefert werden. Das schlimmste für einen Mechaniker ist, einerseits die Hebebühne zu blockieren und andererseits den Kunden über Verspätungen der Arbeit zu informieren, weil Teile nicht geliefert worden sind.»

Piffaretti und Métraux verfolgen geschäftlich dieselben Ziele und sie verstehen sich auch privat blendend. Das wurde im Interview mit AUTOINSIDE im Sommer 2017 offenkundig. «Natürlich haben wir auch schwierige Zeiten durchgemacht. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass wir unsere Probleme immer lösen konnten. Darum spüre ich eine grosse Zuversicht», sagt Sandro Piffaretti, auf die Verantwortung angesprochen, welche die beiden schon in jungen Jahren schultern mussten. Die Freude am Unternehmertum treibt das Duo an. Auf Hobbys angesprochen, antwortet Sandro Piffaretti mit einem Lächeln: «Ich habe keine Hobbys. Ich bin glücklich mit meiner Arbeit. Ich glaube aber, dass ich daran jeden Tag eine ähnliche Freude habe wie jemand, der gerne Tennis, Fussball oder Klavier spielt.»

Der Zusammenschluss im Jahr 2009 setzte Kräfte frei, die auch in die weitere Expansion investiert wurden: E. Klaus AG (2011), Matik (2012), Autonet (2015) und Frenocar (2016). «Umsatzgrösse per se ist für uns nie ein Ziel gewesen», sagt Olivier Métraux. «Wir wollen investieren, um auch in fünf Jahren noch Lösungen für die Branche anzubieten. Und diese Investitionen können wir nur tätigen, wenn wir Gewinne erwirtschaften.» Sandro Piffaretti ergänzt: «Wenn eine Firma sagt, sie wolle keine Gewinne erwirtschaften, mag das durchaus sympathisch tönen. Andererseits lautet die wahre Botschaft an Mitarbeiter und Kunden: Sucht euch einen neuen Partner, weil wir nicht investieren und auch noch in fünf Jahren unsere alten Produkte und Services anbieten.»

Neue Produkte und neue Dienstleistungen stehen an der Swiss Automotive Show 2018 im Mittelpunkt. Mehr als 100 Aussteller mit mehr als 150 Marken präsentieren auf 2500 Quadratmetern im SAG-Landeslager in Niederbipp BE ihre Produkte und Dienstleistungen. «Die Swiss Automotive Show ist ein unglaublicher Erfolg», freut sich Sandro Piffaretti. «In einer so kurzen Zeit eine bekannte, viel besuchte Messe zu erfinden, ist fantastisch. Das Ergebnis übertrifft unsere Erwartungen.» 2016 als regionale Veranstaltung lanciert, ist die SAS schon bei ihrer dritten Austragung ein fixer Termin in der Agenda der Schweizer Autobranche. Und eines ist heute schon sicher. Sandro Piffaretti und Olivier Métraux unisono: «Es wird auch 2019 eine Swiss Automotive Show geben!»
 

Die Swiss Automotive Group 2018 in Zahlen
Jahresumsatz: 750 Mio.
Artikel: 370 000
Mitarbeiter: 3200
Fläche Landeslager Niederbipp: 20000 m2
Tägliche Touren: 1600
Lieferfahrzeuge: 950
Filialen international: 180
Filialen in der Schweiz: 70

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«Da die Grundwerte Kunden- und Serviceorientierung bei Technomag und Derendinger in der DNA verankert sind, war es nicht schwierig, dies weiterzuleben.»

Olivier Métraux, VR-Präsident SAG.

«Ich bin glücklich mit meiner Arbeit. Ich glaube, dass ich daran jeden Tag eine ähnliche Freude habe wie jemand, der gerne Tennis, Fussball oder Klavier spielt.»

Sandro Piffaretti, CEO der SAG.

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