Die Erfinder reparieren selbst

Besuch bei Bosch Classic

Die Erfinder reparieren selbst

22. April 2025 agvs-upsa.ch – Das Oldtimer-Hobby boomt, und besonders aktiv im Bereich Klassik ist Bosch: Die Robert Bosch GmbH ist mit 139 Jahren so alt wie das Auto selbst, hat oft selbst erfunden, was uns bewegt – und Bosch Classic lässt Bosch-Komponenten auch in Zukunft funktionieren. Timothy Pfannkuchen


Direktor Michael Mack in der Bosch-Classic-Zentrale an Boschs Aftermarket-Sitz im deutschen Karlsruhe. Links ein Volvo P 1800 E aus Boschs Fuhrpark mit der ersten elektronischen Einspritzung D-Jetronic, rechts ein rarer Gutbrod Superior, erstes Serienauto mit Benzindirekteinspritzung – von Bosch. Foto: AGVS-Medien

Mal ehrlich: Kennen Sie sich mit einer D- Jetronic von 1967 aus? Eigentlich braucht es nur dieses Beispiel für Boschs Bedeutung für das Oldtimer-Hobby und das Klassiker- Business der Garagen: Die D-Jetronic war die erste elektronisch gesteuerte Benzineinspritzung. Wer heute zum Beispiel einen Mercedes 280 SE 3.5 oder Opel Commodore GS/E hegt, pflegt und bewegt, braucht früher oder später Experten, die D-Jetronic können. Aber wer hat Ersatzteile oder repariert das Steuergerät? Wer bringt uns bei, wie die D-Jetronic funktioniert?

Zum Beispiel Bosch Classic. Kein Wunder: Bei Bosch wurde die D-Jetronic einst erfunden. «Wir kümmern uns darum, dass Oldtimer weiterfahren», bringt Michael Mack seine Mission auf den Punkt. Seit fünf Jahren ist Mack der Direktor von Bosch Classic. Als Abteilung gibt es Bosch Classic erst seit 2005, aber Bosch ist schon lange im rostigsten Hobby der Welt aktiv; getreu dem Werbeclaim «Zukunft braucht Herkunft». Nur ein Beispiel: Am 28. und 29. Juni findet zum 24. Mal die Bosch Boxberg Klassik statt.

Von Original bis Nachfertigung
Eine sehr enge Zusammenarbeit besteht im OEM-Ersatzteilbereich für Marken, die ihre History pflegen, etwa BMW, Mercedes und Porsche sowie teils Volvo oder VW. «Mitunter gibt es sogar noch historische Bestände», erläutert Mack. OE-Teile von Zündkerze bis Bremsbelag werden über den B2B-Aftermarket geliefert. Mack spricht vom «aktiven Sortiment ». Ein schönes Beispiel für das Sortiment sind die laut Mack zunehmend wichtigen alternativen Produktlösungen, etwa Lichtmaschinenregler im Nostalgie-Look mit modernem Innenleben. Und dann sind da Nachfertigungen. Streuscheibe für Fendt Farmer oder Porsche 911 der G-Reihe? Kein Problem. Und weiter ist da noch «Bosch eXchange », also instand gestellte, deutlich günstigere Austauschteile.

Der Hersteller repariert selbst
Spannend wird es, wenn es weder Neu- noch Nachfertigungs- noch Austauschteile gibt. Statt sich auf den Teilemärkten müde zu laufen oder im Web zu verzweifeln, bietet sich «Bosch 1:1 REMAN» an: Hier werden ausgewählte Teile von Bosch bei Bosch mit Originalwerkzeug aufgearbeitet und geprüft – top Originalität mit Garantie. Aber Moment: Was ist mit der hübschen Patina? «Auf Wunsch berücksichtigen wir sie», betont Mack. Und schliesslich ist da der «Electronic Repair Service » (bosch-repair-service.com), womit wir wieder bei der der D-Jetronic wären: Deren Steuergerät wird vom Erfinder repariert. «Es gibt einfach Themen, die nur wir so richtig gut können», erläutert Mack schmunzelnd, «und Einspritzsysteme sind solch ein Thema.»


Die Produktpalette von Bosch Classic – hier einige Teile im Kofferraum der hauseigenen Borgward Isabella – umfasst Neu-, Ersatz-, Nachfertigungs-, Austausch- und Remanufacturing-Teile vom Lichtmaschinenregler im Nostalgie-Look mit modernem Innenleben bis hin zur Scheinwerfer-Streuscheibe. Foto: Bosch Classic

Schulungen für Schrauber:innen
Selbstredend wollen Profis (wie die Absolvent: innen von Fahrzeugrestaurator:in EF von AGVS, Carrosserie Suisse und der Interessengemeinschaft Fahrzeugrestaurator Schweiz IgFS) wie Privatleute aber auch selbst schrauben, etwa an einer D-Jetronic. Deshalb zählen Schulungen zum Programm. «Sonst geht das Wissen mit den Menschen in den Ruhestand. Uns ist wichtig, dass das Kulturgut Oldtimer weiter gepflegt werden kann», so Mack. Derzeit finden im deutschsprachigen Raum sechs Kurse jährlich statt, etwa zu K-/KE- und Lund D-Jetronic, mechanischen Einspritzungen, Zündung, Anlasser und Alternator.

Analoge Kompetenz wiegt 1,4 Kilo
Was, wenn selbst Bosch mal gar nicht weiterhelfen kann? «Dann nutzen wir unser Netzwerk, damit die Kundin oder der Kunde eine Lösung findet», weiss Michael Mack. Geht es um Unterlagen, hilft oft bereits die Hotline oder das hauseigene Archiv mit Generationen papierner Historie. Und ab und zu der Blick in das Standardwerk: das «Kraftfahrtechnische Taschenbuch» von Bosch, seit über 80 Jahren Werkstattbegleiter und in 30. Auflage über 2000 Seiten dick. Und 1,4 Kilo schwer. Bei Bosch hat Tradition eben Gewicht.
 
Der Bosch Classic Service
«Vergaser einstellen und reparieren kann heute nicht mehr jeder Mechaniker», sagt Bosch-Classic-Direktor Michael Mack. Deshalb gibt es vom Werkstattkonzept Bosch Car Service ein Modul namens Bosch Classic Service, wozu hohe Anforderungen an Kompetenz und Ausrüstung erfüllt werden müssen. In Deutschland, Frankreich, Japan, Österreich, der Schweiz (derzeit sechs Betriebe) und Südafrika sind diese Betriebe am Signet «Bosch Classic Service» erkennbar und die Anlaufstelle für Kund:innen mit Young- und Oldtimern.
Feld für switchen des Galerietyps
Bildergalerie

Kommentar hinzufügen

17 + 0 =
Lösen Sie diese einfache mathematische Aufgabe und geben das Ergebnis ein. z.B. Geben Sie für 1+3 eine 4 ein.

Kommentare