Wo das Team entscheidet, wer die Stelle bekommt

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Wo das Team entscheidet, wer die Stelle bekommt

7. Mai 2024 agvs-upsa.ch – Die Auto Birrer AG in Sursee LU kann noch immer auf ganz normales Stellenmarketing setzen. Von Fachkräftemangel kann hier keine Rede sein. Unter anderem setzen die Mitarbeitenden auf die vielfältigen Weiterbildungen innerhalb des Autogewerbes. Cynthia Mira


Hier herrscht ein gesunder Teamgeist. Die Auto Birrer AG lädt immer wieder zum Feierabendbier und zu verschiedenen Events für die Mitarbeitenden ein. Über Fachkräftemangel kann sich Geschäftsführer Andreas Birrer aufgrund seiner Strategie nicht beklagen. Fotos: AGVS-Medien


Wer die Garage Auto Birrer in Sursee LU betritt oder die Website des Hyundai-Spezialisten inspiziert, merkt gleich: Hier kommen junge Fachkräfte auf ihre Kosten. Die Firma vergibt Chancen. Derzeit sind sieben Lernende in unterschiedlichen Positionen angestellt. «Das Angebot an Lehrstellen gehört schlicht zur DNA der Firma», sagt Inhaber Andreas Birrer gelassen. «Wir haben immer schon Leute ausgebildet. Ich sehe das auch als die Pflicht einer jeden Garage an.» Jeder Betrieb, der es möglich machen könne, solle Nachwuchsförderung betreiben. «Es geht um die Fachkräfte der Zukunft.» Lässig tritt kurz darauf auch der aktuelle Vize-Europameister Fabio Bossart in den Showroom zum Gespräch. Zur Erinnerung: Er holte an den EuroSkills 2023 in Polen den zweiten Rang. Sein Gesicht ziert bei den Birrers nach wie vor die Fensterscheibe. «Wir profitierten von seinem Erfolg, klar, aber der Ruhm geht auch schnell wieder vorbei», sagt Andreas Birrer dazu. Nichtsdestotrotz: Sie hätten gute PR betreiben können und seien nach wie vor stolz auf ihn.

Schneller die Diagnose gestellt
Weil Bossart mit seinen jungen 22 Jahren bereits zu alt für eine weitere Berufsmeisterschaft ist, tritt derzeit sein Berufskollege Nevio Bernet in seine Fussstapfen. Der Schweizer Meister aus Luzern tritt gemeinsam mit der Bernerin Sophie Schumacher an den WorldSkills im Herbst 2024 in Lyon FR an. Bossart freut sich darüber. Für ihn bedeute dieser Umstand etwas ruhigere Zeiten, wie er sagt. Wobei: Er steckt mitten in der Weiterbildung zum Automobildiagnostiker. Die Abschlussprüfungen finden diesen Herbst statt. Sein Fazit zu diesem Karriereschritt: «Alles tipptopp.» Die Ausbildung befähige ihn dazu, noch schneller die richtigen Diagnosen zu stellen und Fehler zu beheben. «Es geht viel tiefer in die Materie und hilft mir so im Werkstattalltag.»

Einen komplett anderen Weg innerhalb der Autobranche hat sein Arbeitskollege Janik Wallimann eingeschlagen. Auch ihn haben während der Schulzeit die Technik und das Auto fasziniert. Insbesondere die Formel 1 hat es dem Obwaldner angetan. Nach seiner Lehre als Automobil-Mechatroniker hängte er allerdings zuerst eine KV-Lehre an, um sich danach noch als Automobil-Verkaufsberater weiterzubilden. Ein spannender Rucksack, von dem die Auto Birrer AG profitiert. «Ich fühle mich beruflich angekommen, ich mag den Kontakt mit den Menschen und dass ich für jeden Kunden ein besonderes Erlebnis schaffen kann», so der 27-Jährige. Die Lehre in der Werkstatt würde er dennoch wieder absolvieren. «Dieses Know-how kommt mir in jeder Hinsicht zugute. Zusätzlich verstehe ich dank den Weiterbildungen viel mehr über das Vertragswesen und dergleichen.»


Viele Wege führen im Autogewerbe nach Rom. Bestes Beispiel: Die unterschiedlichen Positionen der Mitarbeitenden und Lernenden in der Auto Birrer AG in Sursee LU.

Lieber eine Fachperson mit wenig Erfahrung
Der junge Mann kam auf herkömmlichen Wegen zur Auto Birrer AG. Will heissen: Er hatte sich mit seinen Unterlagen auf eine normal ausgeschriebene Stelle beworben – kein Social Media, kein Vitamin B. Noch immer können Andreas Birrer und sein Team auf normales Stellenmarketing setzen. Die Bewerbungen trudeln ein. Von Fachkräftemangel ist in diesem Betrieb nicht viel zu spüren. In Sachen Lehrstellen und Schnuppertage arbeiten sie zudem mit Schulen zusammen. Weiter würden auch Mitarbeitende belohnt, die jemanden anwerben. Worauf Birrer weniger als früher eingeht: wenn Kunden ihm Lernende vermitteln. «Das schafft gewisse Verbindlichkeiten, die nicht immer gut sind», sagt er Wobei er auch sagen könne, dass er auf diese Weise ebenfalls schon auf gute Fachkräfte habe zählen können.

«Für uns ist Janik derzeit ein Glücksfall. Ich habe es allgemein lieber, wenn jemand ganz neu startet und nicht schon viele Jahre Erfahrung mitbringt. Das gilt besonders für eine Stelle als Verkäufer», sagt er. Sonst heisse es schnell, dass man dies und jenes schon immer so gemacht habe. «Flexibilität ist wich-tig, heute mehr denn je.» Erfahrungen seien dann als Verkaufsleiter wichtig. Es sei ein Prozess, jemanden einzuführen und zu begleiten. «Klar muss man Zeit investieren, aber es lohnt sich.» Für den Garagisten ist zudem klar, dass nicht nur er über neue Fachkräfte im Betrieb entscheidet. «Am Ende hat das Team das letzte Wort. Gerade in der Werkstatt entscheidet das Personal darüber, wer am Ende die Stelle bekommt.»
 
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