Wenn Frauenpower den Unterricht aufmischt

Bildungsserie

Wenn Frauenpower den Unterricht aufmischt

3. Juni 2024 agvs-upsa.ch – Es ist ein erfreuliches Bild, das sich derzeit am Weiterbildungszentrum wbz in Lenzburg AG zeigt. Drei Frauen sitzen in der gleichen Klasse und gehen den Weg zur Automobildiagnostikerin mit eidgenössischem Fachausweis. Beim Gespräch zeigt sich rasch: Sie glänzen im Autogewerbe mit ganz eigenen Stärken. Cynthia Mira

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Ein viel zu seltenes, aber erfreuliches Bild: Eliana Züger, Mirjam Meier und Livia Dolder sind die Automobildiagnostikerinnen von morgen. Fotos: AGVS-Medien

Es ist ein Fakt: Frauen sind erwünschte und noch immer viel zu selten gesehene Fachkräfte im Autogewerbe. Das zeigt auch ein Blick in die jährliche Statistik der Lehrabgänger: Nur wenige Absol­ventinnen stürzen sich in einen der spannenden Autoberufe. Glück­licherweise sind es aber immer mehr. So haben sich auch die drei heute 20-­jährigen Talente Eliana Züger, Mirjam Meier und Livia Dolder einst für die Autowelt entschieden. Alle absolvierten während der Schule diverse Schnupperlehren. Schnell war klar: Die Ausbildung zur Auto­mobil­-Mechatronikerin soll es werden.

«Ich finde es immer wieder rührend, wenn sich ältere Frauen bei uns im Betrieb so sehr freuen, dass wir das überhaupt machen dürfen», sagt Eliana Züger. Diesen Kundenkontakt findet sie besonders schön. «Die Frauen in dieser Generation können sich gar nicht vorstellen, dass es völlig normal ist, dass wir im Autogewerbe tätig sind. Das gab es damals einfach nicht.» Hindernisse sehe sie im Alltag keine.

Weiterbildungsmöglichkeit als wichtiges Kriterium
Auch die körperliche Konstitution bringt durchaus Vorteile mit sich, wie amüsante Beispiele aus dem Berufsalltag des Frauenpower­-Teams zeigen. «Mein Chef sagt manchmal, ich habe einfach drei Gelenke mehr als er», sagt die Ostschweizerin weiter und lacht. Livia kann das bestätigen: «Ich wurde in der Werkstatt schon mehrmals gefragt, ob ich kurz etwas lösen kann, weil ich feinere Hände habe. Damit kann man sich am Getriebe besser vorbeischlängeln.» Grundsätzlich wür­den sie gewisse Dinge ganz einfach anders erledigen als ihre männli­chen Kollegen. Eliana Züger ergänzt: «Und wenn es um die Kraft geht, arbeiten wir mehr aus den Beinen als aus den Armen.» Die Frage, ob sie überhaupt mit einem Reifen umgehen könne, musste sich Mirjam Meier in ihrer Karriere dennoch schon anhören.

Sie sagt: «Ich wollte immer eine Lehre machen, bei der ich weiss, dass mir auch Weiterbildungen offenstehen.» Das sei ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl gewesen. Auch für ihre Kollegin Eliana war schnell klar, dass sie nach der Lehre weitermacht. Aber: «Die Aus­bildung zur Diagnostikerin ist schon heftiger von den Anforderungen her. Wir gehen tiefer in die Themen rein. Auch in solche, die man in der Grundbildung nur gestreift hat.» Das Niveau sei höher. Den Weg würde sie aber jederzeit wieder einschlagen.

Pflichtbewusster im Unterricht
Verläuft alles nach Plan, sind die drei bereits im Herbst 2025 fertig. Davor warten Modulprüfungen. Im Unterricht selbst – dieser findet immer einmal in der Woche statt – zeigen Standortbestimmungen, ob sie den Inhalten folgen konnten. Notendruck bestehe derzeit kei­ ner. Die Chancen für einen erfolgreichen Abschlusses stehen gut. Das bestätigt auch Hermann Gallati, Lehrer im wbz in Fahrzeugtechnik, der seit über 20 Jahren unterrichtet. «Die Ansprüche sind höher als früher. Aber man merkt im Unterricht, dass Frauen oft einfach pflicht­bewusster dabei sind», sagt er. Eliana Züger findet hierzu eine Begrün­dung: «Das ist vielleicht ein Unterschied: Wenn man sich als Frau für solch einen Berufszweig entscheidet, dann will man es auch wirklich wissen.»

Dass der Wandel in der Branche auch weiterhin stetiges Lernen erfor­ dert, ist den Dreien bewusst. Es sei eine Vielfältigkeit, die sie schätzen würden. «Derzeit haben wir mehr mit Verbrennungsmotoren zu tun, aber natürlich erfordert der richtige Umgang mit E­Autos auch Hoch­ volt­Kurse», sagt Mirjam Meier. Eigentlich sei dies aber völlig normal; In der Autobranche hat es immer schon Wandel gegeben und es sind neue Systeme und Ideen dazugekommen.

«Lasst euch nicht abhalten»
Wie sehr dies der Fall ist, zeigt sich im Austausch mit älteren Mitarbei­ tenden. «Wenn man die Ausbildung zum Diagnostiker vor 20 Jahren machte, arbeitete man mit älteren Systemen, die wir in der Form gar nicht mehr kennen. Umgekehrt lernen wir heute Dinge, die sich die ältere Generation nicht in der Theorie, sondern in der Praxis nach demMotto learning by doing an­ geeignet hat», bestätigt Eliana Züger. Das sei im Betrieb aber oftmals eine gute Ergänzung. Livia Dolder meint dazu: «Oft hilft gerade auch das Know­ how von früheren Systemen weiter. Ältere Mitarbeitende haben ein Grundwissen, das sie uns vermitteln können. Und so lassen sich mit Blick auf ältere Systeme gewisse Dinge ableiten und besser verstehen. Die neuen Systeme mit der ganzen Elektrik sind nicht immer einfacher aufgebaut.» Aber es bleibe immer spannend.

Grundsätzlich haben die drei auch eine Botschaft an jene jungen Frauen, die in ihre Fussstapfen treten. Livia Dolder sagt: «Lasst euch nicht abhalten, wenn euch besonders auch die Technik während der Schnupperlehre bereits gefällt. Die Ausbildung lohnt sich!»
 
Automobildiagnostiker:in mit eidg. Fachausweis
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Bildungsserie: Strategien gegen den Arbeitskräftemangel

Der AGVS nimmt seine Verantwortung wahr und unterstützt seine Mitglieder, damit diese die wichtigsten Strategien, Ansätze und Tricks kennen, um dem Arbeitskräfte- bzw. dem Fachkräftemangel erfolgreich entgegenzutreten. Alle Informationen sowie Weiterbildungsangebote finden Sie auf der folgenden Seite.

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