«Eine Werkstatt soll eine Erlebniswelt sein»

Wartung erhöht Arbeitssicherheit

«Eine Werkstatt soll eine Erlebniswelt sein»

2. Juni 2021 agvs-upsa.ch, mig – Die Luginbühl Fahrzeug- und Werkstatttechnik AG unterstützt Garagisten bei der Erhöhung der Effizienz durch bessere Prozesse in der Werkstatt, um beispielsweise Hebeanlagen optimal zu nutzen. Ein Gespräch mit Erhard Luginbühl und seinem Kunden Philipp Zumstein, Inhaber der Robert Huber Gruppe mit Standorten in Muri, Windisch, Villmergen und Brunegg.

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Langjährige Vertrauensbasis: Erhard Luginbühl (links) und Philipp Zumstein (rechts) im Gespräch über Investitionen und Erfolgsrezepte für Projekte. Fotos: AGVS-Medien

Herr Zumstein, zuletzt haben Sie in Ihrer Schlossgarage Brunegg AG mehrere ­Hebeanlagen ersetzt. Was hat Sie zu dieser Investition bewogen?
Philipp Zumstein, Inhaber Robert Huber Gruppe:
Beim Kauf eines bestehenden Betriebes stehen immer Investitionen an. Im Sinne der Arbeitssicherheit haben wir von neun Liften deren sechs ersetzt und zwei umgebaut. 
Erhard Luginbühl, Inhaber Luginbühl Fahrzeug- und Werkstatttechnik AG: Bei Hebeanlagen ist das Bewusstsein für Wartungs- und Unterhaltsarbeiten in den letzten Jahren gestiegen. Aber es stehen viele Modelle in Schweizer Werkstätten, die 20 Jahre oder älter sind und ersetzt werden müssten. Eine Neuanschaffung lohnt sich, weil die Lifte zehn bis zwölf Mal täglich rauf- und runtergelassen werden. Für diese Leistung sind die älteren Modelle nicht konzipiert. Die Sicherheitsthematik beginnt jedoch nicht erst bei der Hebeanlage.
 
Woran denken Sie?
Erhard Luginbühl (im Bild): Eine Werkstatt muss modern sowie funktional eingerichtet sein, damit sich ein Mechatroniker wohlfühlt. Viele vergessen, dass die Atmosphäre in einer Werkstatt ein Erfolgsfaktor ist. Ich vertrete seit jeher die Meinung, dass eine Werkstatt auch eine Erlebniswelt ist. Ein Servicecenter, das Verkauf und Werkstatt vereint. Momentan reicht die Spannweite jedoch von Garagenbetrieben, die einem Palast ähneln, bis zu dunklen Werkstatträumlichkeiten mit schmierigem Boden. Ich sage nicht, dass alles immer neu sein muss. Es muss jedoch sauber sein. 
Philipp Zumstein: Wer keinen sauberen Betrieb hat, der leistet auch keine saubere Arbeit. Wir haben die von uns selbst gesetzten Anforderungen und jene der Importeure an die Werkstattausrüstung zu erfüllen. Ebenso gilt es, den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Zu einem Service gehört beispielsweise, dass ich das Auto reinige. Dafür habe ich eigens Personal eingestellt. Der Kunde schätzt ein sauberes Auto. Massgeblich auf die Atmosphäre wirkt sich aber der Vorgesetzte aus. Er soll eine Vorbildfunktion einnehmen, damit die Mitarbeitenden denken: «Ich will auch so sein. Ich will das auch können.» Das beginnt bereits beim Lernenden, der zu den Mechatronikern hinaufschauen soll.
Erhard Luginbühl: Der von den Jungen geschätzte, agile Führungsstil ist immens wichtig. Der Chef soll ein Klima schaffen, in dem sich der Mitarbeiter getraut, mitzudenken und zu fragen, ob die in die Jahre gekommene Anlage ersetzt werden kann. Liefert er plausible Argumente, wird die Neuanschaffung sicherlich ins Budget aufgenommen.
Philipp Zumstein: Hilfreich ist hierbei unser internes Kontrollsystem: Wir sind ISO 9001 und ISO 14001 zertifiziert.  Ich verfüge über Richtwerte, wann was ersetzt werden soll. Neue Anlagen kommen heutzutage günstiger als eine aufwändige Reparatur. 

Herr Luginbühl, Sie werben mit einer sinnvollen Platzierung des Hebelifts in der Werkstatt. Inwiefern schlägt sich das auf die Rendite nieder? 
Erhard Luginbühl:
Schwerfällige Abläufe fressen Minuten. Diese Minuten gehen in Stunden und die Stunden summieren sich zu enormen Geldbeträgen. Wir messen mit der Stoppuhr und können dem Kunden sagen, in welchem Werkstattbereich die ideale Position für die Hebeanlage ist, damit zum Beispiel Schlauchroller und Stromanschluss gut zugänglich sind. Fragen, die man sich stellen soll: Steht die Hebeanlage so in der Garage, dass beim Hinein- und Herausfahren des Fahrzeuges nicht zu viel Zeit verloren geht? Muss ich beim Ölwechsel oder beim Nachfüllen des Scheibenwischwassers jedes Mal das Stockwerk wechseln?

Gerade mit Blick auf die Corona-Krise: Sind Garagisten bereit, in neue Anlagen zu investieren? 
Philipp Zumstein (im Bild):
In unsicheren Zeiten ist es besser, zu investieren – das ist meine Devise. Wer an die Zukunft glaubt, der kann auch investieren. Ansonsten stauen sich die Ausgaben und müssen dann alle zum selben Zeitpunkt getätigt werden. Wenn das mehrere Betriebe so handhaben, dann führt das zu Kapazitätsproblemen bei Handwerkern und weiteren Partnern sowie zu Lieferengpässen. 
Erhard Luginbühl: Unabhängig von der Pandemie führt die Verlagerung zur E-Mobilität zu weniger bewegten Teilen, was wiederum weniger Reparaturen zur Folge hat. Das Endergebnis aus unserer Sicht: weniger verkaufte Hebelifte. Kompensiert wird diese Entwicklung dadurch, dass die Mobilität nicht abnimmt. Wir bauen auf unsere Stärken im Wartungsbereich und geben nicht auf, neue Lifte, Diagnosegeräte oder Lenkgeometrien zu verkaufen. Unseren Herstellern sage ich: «Stellt Qualitätsprodukte her und sucht neue Möglichkeiten, mit denen der Service- und Dienstleistungsgedanke hochgehalten werden kann.» Das haben wir auch auf unsere Fahne geschrieben und bieten unseren Kunden beispielsweise Entwürfe, Konstruktionen und technische Zeichnungen zu ihren Bauprojekten an. Die CAD-Pläne werden den Architekten digital übermittelt.
 
Das wurde auch beim Bauprojekt der Robert Huber Gruppe am Standort in Muri AG so gehandhabt (siehe Bilder). Was benötigt es aus Ihrer Sicht anhand des Beispiels Muri, damit ein Projekt gelingt? 
Philipp Zumstein: Unser Standort in Muri wurde vergrössert, weil wir aufgrund der sich verändernden Kundenbedürfnisse mehr Platz als früher benötigen. Die Autos müssen nach dem Service so bereitgestellt werden, damit die Kunden auch ausserhalb der Öffnungszeiten vorbeikommen können. Ausserdem benötigen die verschiedenen Neuwagen- und Occasionsmodelle mehr Verkaufsfläche.
Erhard Luginbühl: In Muri wie auch in Brunegg wurde während des laufenden Betriebs gearbeitet. Das ist anspruchsvoll und setzt voraus, dass die Chemie zwischen den beiden Auftragspartnern stimmt. 
Philipp Zumstein: Egal ob bei einem Bauprojekt oder einer Neuanschaffung: Die Prozesse müssen einfach gehalten werden, damit keine Schwierigkeiten auftauchen und die Mitarbeitenden mit ins Boot steigen. Es ist wichtig, dass ich mir im Klaren bin, welches Ziel ich verfolge und ob das nötige Geld dafür vorhanden ist. Aus meiner Sicht dürfen im Anfangsstadium nicht zu viele Personen involviert sein. Wenn sich vom Importeur über die Behörden und der Bank bis zu den Mitarbeitenden alle einbringen, kommt man nicht vom Fleck.
Erhard Luginbühl: Für mich ist entscheidend, dass alle meine Mitarbeitenden über eine hohe Fachkompetenz verfügen – auch bei Fremdprodukten. Sie sind meine besten Verkäufer, denn sie können dem Kunden aus Anwendersicht glaubhaft vermitteln, weshalb gerade diese Hebeanlage geeignet ist oder ersetzt werden soll. Ein erfolgreich umgesetztes Projekt hängt von Details ab. Dazu gehört auch, dass meine Mitarbeitenden den Abfall entsorgen und die Verpackung wieder mitnehmen, womit wir wieder bei der Wichtigkeit einer sauberen Werkstatt sind. 

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